US-Sanktionen

Huawei endgültig in der Bredouille

APA/AFP/STR
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Mit Mitte September ist Schluss und Huawei verliert seinen wichtigsten Prozessoren-Lieferanten. Damit steht das Smartphone-Geschäft aufgrund des US-Banns endgültig auf der Kippe.

Seit nunmehr 15 Monaten steht Huawei unter einem US-Bann, wodurch das Unternehmen von jeglichen Geschäften mit Google, Facebook und Co. ausgeschlossen ist. Eine Verschärfung, die seit Mai dieses Jahres aktiv ist, setzt den chinesischen Hersteller erstmals richtig unter Druck. Chiphersteller, die auf US-Technologie zurückgreifen, dürfen nun auch nicht mehr an Huawei liefern. Deswegen muss die Produktion der eigenen Smartphone- und Laptop-Prozessoren am 15. September eingestellt werden.

Lange sah es so aus als würde Huaweis Hardware-Geschäft unbeeinflusst bleiben. Die Verkaufszahlen stiegen sogar und auch die Google-freien Geräte fanden Abnehmer. Selbst das angestrebte Ziel Samsung vom Thron am Smartphone-Markt zu stürzen, gelang kurzfristig. Das Unternehmen verkaufte mehr Smartphones im April als alle anderen Hersteller. Wohl auch, weil in China die Verkaufszahlen in die Höhe schnellten. Viele Branchenexperten deuten dieses Verkaufsverhalten als Welle der Solidarität gegenüber dem Unternehmen.

Warum TSMC nicht mehr an Huawei verkaufen darf

Auf das Jahr 2019 gemessen, hat sich aber an den Marktanteilen nichts geändert. Von 1,5 Milliarden verkauften Smartphones 2019, entfällt der Anteil an Huawei-Geräten auf 240 Millionen. Samsung bleibt an der Spitze mit knapp 296,5 Millionen Geräten.

Der verschärfte US-Bann macht Huawei jetzt das Leben aber deutlich schwerer. Das für Herbst erwartete Mate 40 könnte nun das letzte Smartphone mit Kirin-Prozessor sein. Wie auch der Chef der Huawei-Mobilsparte, Richard Yu, gegenüber der Nachrichtenagentur AP bestätigt: "Dieses Jahr könnte das letzte sein, in dem es High-End-Chips von Huawei geben wird." Ob es sich dabei um den Kirin 990 handelt, dem aktuellsten SoC von Huawei, oder noch ein bestehender Deal für einen Nachfolger vorliegt, ließ Yu offen.

Der Grund dafür: Zwar kommen die Chipsets vom taiwanesischen Zulieferer TSMC, aber dafür kommt US-Technologie zum Einsatz. Somit fällt auch TSMC unter die US-Sanktionen. An Alternativen bietet sich Huawei nur noch MedaTek oder Samsung SMIC an. Diese sind jedoch beide nicht auf dem Niveau der Taiwanesen.

Indes geriert sich der US-Hersteller Qualcomm als Retter in der Not und will eine Sondergenehmigung bei der US-Regierung erzielen. Der für seine Snapdragon-Prozessoren bekannte Chipfertiger beliefert Huawei für Geräte im Einsteiger- und Mittelklasse-Bereich.

Qualcomms Ansuchen unter schlechtem Stern

Nicht ganz uneigennützig: Qualcomm versucht, den TSMC-Auftrag abzugreifen. Ein Milliarden-Geschäft. Vor dem US-Außenhandelsministerium argumentiert das Unternehmen laut "Wall Street Journal", dass eine US-Firma durch den Bann benachteiligt werde und ein Auftrag in Milliardenhöhe an ein anderes ausländisches Unternehmen gehen könnte.

Tatsächlich wurden bereits Einzelgenehmigungen erlassen. So dürfen Microsoft und Intel weiterhin Geschäfte mit Huawei machen. Diese Ausnahmen betrafen aber bisher nur das Laptop-Geschäft. Bei der Smartphone-Sparte blieben die USA bislang unnachgiebig. Denn das Ansuchen Googles, weiterhin Android und die damit zugehörigen Dienste wie Gmail, Youtube und Chrome liefern zu dürfen, wurde abgelehnt.

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