Pizzicato

Ein Wahlkampfmärchen

Die Queen der alternativen Fakten hatte beim Parteitag der Republikaner ihren vorläufig letzten Auftritt.

Daheim auf der Couch krümmten und wanden sich Ehemann George und Teenie-Tochter Claudia – sofern sie denn zusahen. Als Stimme ihres Herrn sang Kellyanne Conway ein Loblied auf den Präsidenten, den Frauenförderer und Frauenversteher – und die halbe Nation verdrehte die Augen, voran Trump-Schwester Maryanne und Nichte Mary.

„Weniger Drama, mehr Mama“, hatte die Wortdrechslerin des Weißen Hauses versprochen, um den Seelenfrieden im eigenen Haus zu retten. Obendrein verordneten sich die Conways eine Twitter-Pause – was Kellyannes Boss wohl nicht beherzigen wird.

Im Wahlkampf schleuderten sich die gegnerischen Parteien immer schon Derbheiten um die Ohren. James Carville, Bill Clintons Polit-Guru, war ein Meister der Four-Letter-Words und gewiss kein Südstaaten-Gentleman. „It's the economy, stupid“, lautete 1992 seine Parole. In Mary Matalin, einer Strategin im Team des Präsidenten George Bush, fand er eine ebenbürtige Gegnerin. Sie verstrickten sich in Wortgefechten – und verliebten sich ineinander. Ein Politmärchen, nicht zuletzt verfilmt von Hollywood. Nach geschlagener Wahl heirateten sie zu Thanksgiving 1993. Ein Happy End, wie es auch den Conways und dem Land zu wünschen ist.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2020)

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