Die Designerin Anab Jain übersetzt smarte Technologien und düstere Klimaszenarien in physisch erlebbare Alltagserfahrung. Für manche ist das Ergebnis ein Schock, sie selbst will damit auch Hoffnung schenken.
Betritt man das kleine Apartment, fällt es nicht sofort auf. Der Blick schweift über die Küchenzeile mit den zum Trocknen umgestülpten Töpfen, über den Couchtisch mit dem Teller voller Keksbrösel, die Blumentöpfe am Fenstersims. Aber die Illusion ist schnell gebrochen und die Details machen es deutlich: Nein, man befindet sich nicht im Jetzt, sondern in einer dystopischen Version einer nicht allzu fernen Zukunft.
Auf dem Bücherregal liegt eine Atemschutzmaske Seite an Seite mit Kinderspielzeug. „Erneuter Anstieg der Lebensmittelpreise nach Albtraum-Ernte erwartet“, titelt die zusammengefaltete Zeitung auf der Kommode. Es gibt Speere mit Spitzen aus Computer-Hardware, Bücher über den Proteingehalt von Haustieren, mit Wildtierrezepten und zum Bootsbau, Plastikcontainer, in denen Mehlwürmer leben und Austernpilze wachsen. Der hintere Teil des Wohnzimmers gleicht einem Labor: Wasserleitungen dröhnen, violettes Licht schmerzt das Auge. Hier werden mitten in der Wohnung allerlei Pflanzen gezüchtet.