Wirtschaft

Sorge um Zukunft von Swarovski in Wattens

Swarovski-Werk in Wattens
Swarovski-Werk in Wattens(c) APA/THOMAS BÖHM
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Der Tiroler Kristallkonzern baut um und strukturiert sich neu, 1800 Arbeitsplätze werden in der Zentrale in Wattens abgebaut. Landeshauptmann Platter ist besorgt, die Familie bekennt sich zum Standort.

Wien. Es gibt nur drei Arbeitgeber, die in Tirol mehr Menschen beschäftigen, als die Firma Swarovski. Ende kommenden Jahres wird diese Statistik etwas anders aussehen: Denn das Unternehmen strukturiert sich neu – und dazu gehört, dass in Wattens von im Frühjahr noch 4800 Arbeitsplätzen Ende 2021 vermutlich nur noch 3000 übrig bleiben werden.

Der Umbau, dem ein Wechsel in der Geschäftsführung voranging – Markus Langes-Swarovski wechselte als Präsident in den Verwaltungsrat, neuer Konzernsprecher ist Robert Buchbauer – beschäftigt seit Wochen auch die Tiroler Politik. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) forderte das Unternehmen am Mittwoch auf, den „zahlreichen Gerüchten endlich ein Ende zu setzen“. In der Belegschaft herrsche große Verunsicherung über die Zukunft des Standortes in Wattens. „Die Öffentlichkeit, das Land Tirol und allen voran die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Traditionsunternehmens haben sich Klarheit verdient, wie es weitergeht“, meinte der Landeshauptmann. „Kaum ein Unternehmen ist derart stark mit Tirol verbunden wie Swarovski.“

Familie betont Standort

Dass Wattens erhalten bleibt, machte Swarovski in den vergangenen Wochen wiederholt deutlich. In Gesprächen meinten Mitglieder der Familie, dass „Wattens das Herz von Swarovski“ sei.

Dennoch fürchten Betriebsrat und Belegschaft eine massive Abwertung des Standorts und eine Abwanderung des gesamten Managements in die Schweiz, wo der neue Konzernsprecher Buchbauer seinen Firmensitz hat und lebt. Man könne „nicht länger mitansehen, was gerade passiert“, schreiben die 14 führende Betriebsräte unter Leitung von Betriebsausschuss-Vorsitzender Regina Stärz in einem Brief an die Familienmitglieder, aus dem die „Tiroler Tageszeitung“ am Mittwoch zitierte.

Weiters heißt es in dem Schreiben: Auch die Betriebsräte seien dafür, das „bestehende Geschäftsmodell anzupassen und Doppelgleisigkeiten aufzulösen bzw. drei Organisationen in einer zusammenzuführen“. Swarovski müsse wieder in eine Richtung marschieren und mit einer Sprache sprechen. Ausmaß und Form der Abbau-Pläne hätten die Belegschaft aber sehr geschockt. Die vorgestellte neue Strategie sei nicht überzeugend.

Die Beriebsräte beklagen laut TT, dass seit zwölf Jahren eine Umstrukturierung die nächste jage, während Kunden, Innovationen und Vertrieb vernachlässigt werden würden.

Mahnwache und Demo

Morgen, Freitag, wird es in Wattens eine Gesellschafterversammlung geben, bei der es auch um die Zukunft des Konzerns gehen wird. Die Belegschaft plant dazu eine stille Demonstration und eine Mahnwache.

Der Kristallkonzern ist besonders hart von der Coronakrise betroffen. Zuerst durch ein völliges Zusammenbrechen des chinesischen Markts, der für Swarovski besonders wichtig ist, später durch den weltweiten Shutdown.

In Wattens wurden im Sommer bereits 200 Personen gekündigt, im Herbst folgen weitere 1000, 2021/2022 sollen noch einmal 600 Stellen gestrichen werden.

(red.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2020)

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