Replik

Flüchtlinge: Eifriges Basteln am "neuen Gegeneinander"

Peter Kufner
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Christian Ortner vermischt Begriffe und Fakten und wirft giftige Nebelgranaten – womit er sich freilich in guter Gesellschaft befindet.

Die Einlassungen von Christian Ortner zu den Aussagen von Christian Konrad im Interview für „Die Zeit“ („Quergeschrieben“ vom 28. August) fordern heraus. Da ist einiges, das ins „rechte Licht“ gerückt werden muss, um es richtig einzuordnen. Denn Ortner zeichnet sich durch selektive Wahrnehmung und Interpretation aus. Ich setze auf den klaren Blick gegen die Vernebelung, die aus diesem giftigen Dampf entsteht.
Ortner schreibt von „Migrationswelle“ – und nie von Flüchtlingen oder geflüchteten Menschen. Er verwendet also eine entmenschlichte Sprache. Kein Zufall, wie ich meine. „Weltfremd“ ist seine Sichtweise und sein „Wording“. Aber in der Vermischung von Begriffen und willkürlich zusammengestellten „Fakten“ befindet sich Ortner in guter Gesellschaft.

Selbst Bundeskanzler Sebastian Kurz und Integrationsministerin Susanne Raab beteiligen sich an der Verwirrung der Vermengung von Flucht und Migration. Ortner ist hier der Steigbügelhalter einer „Österreich zuerst“-Botschaft, die eine starke Analogie zu Denkmustern von Donald Trump oder Herbert Kickl aufweist.

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Das Populismusministerium

Während Konrad und ich – gemeinsam mit vielen tatkräftigen Frauen und Männern in ganz Österreich – Integration als „neues Miteinander“ verstehen, wird hier fleißig an einem „neuen Gegeneinander“ gebastelt. Das wird, zugegebenermaßen handwerklich professionell – besser gesagt: „populistisch professionell“ – umgesetzt. Vielleicht sollte das Integrationsministerium ja in „Populismusministerium“ umbenannt werden.
Viel gilt es zu differenzieren zwischen Herkunftsländern, sozialer Prägung, Bedeutung von Religion und Kultur. Doch dafür ist im „Quergeschrieben“ von Ortner wie auch in vielen politischen Wortmeldungen kein Platz.

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