iPhone 4: Was ist dran am Hype?

iPhone dran Hype
iPhone dran Hype(c) Breuss
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Apples neues iPhone 4 erregt die Gemüter und lässt bei den Betreibern die Kassen klingeln. 72 Prozent sind zufrieden mit ihrem Gerät, sagt eine aktuelle US-Studie. Beim Vorgänger war die Zufriedenheit allerdings höher.

Fesch ist es schon. Die schlanken Konturen, der scharfe Bildschirm, die polierte Oberfläche. Das iPhone 4 hat viele positive Qualitäten, nicht nur was die Optik anbelangt. Der Akku wurde vergrößert, der Prozessor leistet mehr, und die Kamera wurde verbessert. Sie bekam sogar eine kleine Schwester auf der Vorderseite hinzu, für Videotelefonate oder Selbstporträts. Aber ist das schon genug, um zu rechtfertigen, dass hunderte Menschen zum Verkaufsstart sich bei starkem Regen stundenlang dafür anstellen? Dem Ersten in der Schlange war das iPhone 4 fast 15 Stunden Wartezeit wert.

Auch wenn es viele sinnvolle Verbesserungen bringt, das Rad erfindet das iPhone 4 nicht neu. Dafür hat Apples Smartphone im Allgemeinen aber eine Veränderung bewirkt. Jeder, der eines besitzt, nutzt mobile Datendienste deutlich intensiver als Besitzer anderer Handys. So sehr sogar, dass Orange, gemeinsam mit T-Mobile einziger Anbieter des Apple-Smartphones in Österreich, um 60 Prozent mehr Umsatz mit iPhone-Kunden macht als mit anderen Handy-Nutzern. Der Verbrauch des Datenvolumens ist auch ein ganz anderer. Im Durchschnitt benötigen iPhone-Nutzer 264 Megabyte pro Monat. Andere Smartphone-Besitzer kommen bei Orange lediglich auf 123 Megabyte, normale Handy-Kunden lediglich auf 20 Megabyte.


Zufriedenheit. Eine Umfrage unter iPhone-Kunden hat ergeben, dass 90 Prozent mit ihrem Gerät rundum glücklich sein. Kein anderes Handy, ob Smartphone oder nicht, kann auf diese Werte zurückblicken. In Schulnoten ausgedrückt gaben 61 Prozent dem iPhone eine Eins und 29 Prozent eine Zwei. Damit hat Apple auch einen extrem wichtigen Vorteil im Vergleich zu den anderen Herstellern. Die Kundenbindung ist deutlich größer als bei der Konkurrenz. 95 Prozent sagen, sie würden wieder ein iPhone kaufen, beziehungsweise ihren Handy-Vertrag erneut für zwei Jahre binden, wenn sie dafür ein iPhone 4 bekämen.

Dieser Trend dürfte sich beim iPhone 4 fortsetzen. 72 Prozent sind zufrieden mit ihrem Gerät, sagt eine aktuelle US-Studie. Auf den ersten Blick sehr positiv, allerdings war die Zufriedenheit bei Besitzern eines iPhone 3GS, dem Vorgänger des aktuellen Modells, noch höher. 82 Prozent sagten voriges Jahr kurz nach dem Verkaufsstart, dass sie zufrieden sind.


Gesamtkunstwerk. Rein nüchtern betrachtet ist auch das iPhone 4 nichts anderes als ein Telefon mit netten Zusatzfunktionen. Die Kunst von Apple war und ist, diese Funktionen so miteinander zu vereinen, dass daraus eine Benutzerfreundlichkeit entstand, die viele Hersteller seit Jahren verzweifelt zu kopieren versuchen.

Es gibt aber durchaus Alternativen. Gerade Smartphones mit Googles Android-System befinden sich auf dem Vormarsch. 200.000 neue Geräte sollen täglich verkauft werden, behauptet Google-Chef Eric Schmidt. In der Tat können die Android-Handys vieles gleich gut und manches sogar besser als das iPhone. Man muss aber bereit sein, sich ein bisschen näher mit dem Gerät zu befassen. Das iPhone ist da mehr das „Rundum-sorglos-Paket“ für Nutzer, die etwas haben möchten, das funktioniert – mit allen von Apple aufgezwungenen Einschränkungen.

Welches System am Ende die Nase vorn hat, wird sich zeigen. Apple hat auf jeden Fall in Sachen Hardware die Latte höher gelegt. Es bleibt spannend, wie die Konkurrenz reagieren wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2010)

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