Abschied von England. Am 6. September 1620 begann vom englischen Hafen Plymouth aus die gefährliche Fahrt der Mayflower.
Legende

Die Mayflower und die Neue Welt AG

Die Pilgrim Fathers gelten als die Gründerväter der amerikanischen Nation. Die Seereise mit der Mayflower 1620 wurde mythologisiert, eigentlich war sie ein Projekt britischer Finanzinvestoren.

Die Flucht über das Meer ist ein Menschheitsthema. Die erste überlieferte Flucht von Ost nach West in ein neues Leben ist die Geschichte des Trojaners Aeneas. Sie führte zur Gründung des römischen Imperiums. Seither flüchteten Menschen über das Meer, um in eine bessere Welt zu gelangen, von Troja bis Lampedusa. Kein Wunder, dass die Geschichten davon zu Mythen wurden, ja sogar zu Gründungslegenden von Staaten wie bei Aeneas.

Das war auch vor 400 Jahren der Fall: Der Gründungsmythos Amerikas geht auf die britischen Auswanderer zurück, die mit dem Schiff Mayflower auf der Suche nach einem neuen Zuhause den Atlantik überquerten. Sie waren gläubige Christenmenschen, so die Überlieferung, die mit der Anglikanischen Kirche Englands uneins waren und sich verfolgt fühlten. Sie machten sich am 6. September 1620 auf die gefährliche Reise und kamen am 11. November an der Küste des heutigen US-Bundesstaats Massachusetts an.

Die traditionellen Darstellungen dieser Separatisten, die auch „pilgrims“ genannt wurden, sind weithin bekannt. Da ist zuerst die konfessionelle Repression, unter der die radikalen Puritaner in England litten, sie waren Protestanten, die die korrumpierte englische Kirche von den letzten katholischen Elementen säubern wollten. Dann die gefährliche Überfahrt, der erste Winter, in dem die Hälfte der 102 Neusiedler an Kälte und Hunger starb, und schließlich das erste Thanksgiving im Herbst 1621, das sie gemeinsam mit den indianischen Ureinwohnern feierten und das der Beginn einer großen amerikanischen Tradition wurde.

Eine Spekulation.
Die Historiker John Butman und Simon Targett konnten in ihrem Buch „New World Inc.“ (2019) nachweisen, dass neben den religiösen Überzeugungen die miserablen sozialen Verhältnisse in dem von Religionskriegen ausgebluteten Europa der Grund für die Ausreise waren. Die Überfahrt war ein spekulatives Finanzunternehmen wohlhabender britischer Handelsleute, die in Übersee neue Märkte erschließen wollten. Die geplante Win-win-Situation: Man schickte die armen Leute hinüber, milderte dadurch die soziale Frage und erhoffte sich Profit aus blühenden Kolonien.

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