Kirche

25 Jahre: Kardinal Schönborn feiert Jubiläum

Bis ein Nachfolger bestellt ist, bleibt der Kardinal im Amt.
Bis ein Nachfolger bestellt ist, bleibt der Kardinal im Amt.APA/EXPA/MICHAEL GRUBER
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Am 14. September 1995 übernahm der damals 50-jährige Christoph Schönborn das Amt des Erzbischofs der Erzdiözese Wien. Auf eine große Feier zum Jubiläum verzichtet er.

Wien. Er gilt als (relativ) weltoffener Erzbischof, stets bedacht auf seine Worte: Seit 25 Jahren ist Kardinal Christoph Schönborn in Wien im Amt, am heutigen Montag jährt sich die Übernahme. Im Jänner hat er dem Papst persönlich sein Rücktrittsgesuch überreicht. Zur Ruhe setzen wird er sich trotz seines kirchlichen Pensionsalters von 75 Jahren aber nicht – bis ein Nachfolger bestellt wird, bleibt Schönborn im Amt. Auf eine bewegte Karriere kann er allenfalls zurückblicken.

Kirchlicher Krisenmanager

Der Sohn einer alleinerziehenden Mutter wurde 1945, kurz vor Kriegsende, im böhmischen Skalken (Skalsko) geboren. Als 18-Jähriger trat er nach der Matura dem Dominikanerorden im westfälischen Warburg bei. Schönborn studierte Theologie und Philosophie, 1970 wurde er zum Priester geweiht. Fünf Jahre nachdem er Wiener Erzbischof wurde, wählte man ihm zum Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz – dieses Amt hat er bereits im Juni übergeben. Die Amtsübernahme als Erzbischof erfolgte in turbulenten Zeiten. Sein Vorgänger Hermann Groër wurde im März 1995 des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, was damals zu einer Rekordzahl an Kirchenaustritten führte. Groër äußerte sich bis zu seinem Tod nicht dazu.

Schönborn wurde als Nachfolger zu einer Art Krisenmanager der Kirche. Und er verschloss nicht die Augen vor Missbrauch in der Kirche. Er bezeichnete diesen bei einer Vorlesung an der Uni Wien zuletzt gar als „massive Realität“. Und Schönborn erzählte in einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks, in seiner Jugend selbst Opfer eines Übergriffs geworden zu sein. Für viele kamen diese offenen Worte überraschend.

Mit der Pandemie steht für Schönborn eine weitere Krise am Ende seiner Laufbahn als Erzbischof. Im Mai feierte er nach den vorübergehenden Schließungen der Kirchen wieder den ersten öffentlichen Gottesdienst. „Die Coronazeit hat uns gezeigt, wie wichtig unser Leib ist“, sagte er in der Predigt im Stephansdom.

Gedenken während Messe

Eine große Jubiläumsfeier (die mit den neuen Coronamaßnahmen wohl ohnehin nicht vereinbar wäre) will Schönborn nicht, hieß es. Vielmehr soll das Gedenken während der Chrisammesse stattfinden, die abends im Stephansdom gefeiert wird. In der sonst in der Karwoche stattfindenden und wegen Corona in den September verschobenen Chrisammesse weiht der Erzbischof die Heiligen Öle, die für Priester- und Diakonweihen, Taufen, Firmungen und die Krankensalbung verwendet werden. Ein Mitfeiern der Messe ist ab 18 Uhr auch via Livestream möglich: erzdioezese-wien.at/chrisammesse2020. (wal)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2020)

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