Business Breakfast

Ausblicke ins Morgen

„Ein neuer Morgen“: Eine gute Gelegenheit, über den Dächern Wiens Auswege aus der Krise zu diskutieren.
„Ein neuer Morgen“: Eine gute Gelegenheit, über den Dächern Wiens Auswege aus der Krise zu diskutieren.Katharina Schiffl
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CEOs aus unterschiedlichen Branchen teilten ihre unter- schiedlichen Corona-Erfahrungen – und den Optimismus, die Krise zu meistern.

Es war nicht nur ein neuer Morgen, an dem „Presse“-Geschäftsführer Herwig Langanger und Chefredakteur und Herausgeber Rainer Nowak Entscheidungsträger zum CEO-Business Breakfast geladen hatten. „Ein neuer Morgen“, also der Ausblick, wie sich die aktuelle Krise bewältigen lässt, war auch das Thema der Einblicke, die CEOs aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen im Wiener Hotel Andaz gewährten.

Da zeigte sich viel Optimismus, aber nicht nur. „Wir haben es mit viel Schminke zu tun“, sagte KSV-Chef Ricardo-José Vybiral. Üblicherweise erlebe Österreich 100 Insolvenzen pro Woche. Jetzt sind es 50. Der Rettungsschirm und Stundungen würden vieles überdecken. Das lasse eine Insolvenzwelle 2021 befürchten. Aber: „Österreichs Unternehmen haben überwiegend eine gute Eigenkapitaldecke“, meinte er. Dennoch regte Karin Exner-Wöhrer (Salzburger Aluminium Group) an, das geltende Insolvenzrecht zu überarbeiten und grundsätzlich mehr Eigenkapital-stärkende Maßnahmen zu treffen.

Zu Gast im Hotel Andaz.
Zu Gast im Hotel Andaz.Katharina Schiffl

Der Wunsch nach einer „neuen Normalität“, den auch Rudolf Krickl (PwC) registriert, werde sich so schnell nicht erfüllen. Da müsse der große Digitalisierungsschub gut genutzt werden. Denn, sagt auch Google-Österreich-Chefin Christine Antlanger-Winter, „Unternehmen, die digital vorbereitet sind, sind resilienter“. Sie sieht zwar in den vergangenen Monaten einen Anstieg bei den digital skills, doch sei die Technologieaffinität in Österreich nicht sonderlich hoch. Und doch nutzten die Österreicher verstärkt digitale Plattformen, wie Lotterien-Vorstandsvorsitzende Bettina Glatz-Kremsner meinte.

Durch Wachstum aus der Krise

„Wir sind durch das Tal der Tränen durch, aber es wird noch zwei Jahre dauern, bis wir das Niveau von 2019 wieder erreichen“, sagte Georg Knill, der Präsident der Industriellenvereinigung. „Der Staat muss seine schützende Hand von den Individuen und den Unternehmen sukzessive wieder wegnehmen.“ Und: „Wir müssen durch Wachstum aus der Krise kommen.“ Das sieht auch Andreas Thürridl (BDO) so. Er hat eine Sorge: „Erholt sich die Wirtschaft nicht, könnte eine Bankenkrise drohen.“

Optimistischer ist Gerhard Starsich (Münze Österreich). Die nächsten Monate würden noch herausfordernd, „aber danach kommt die schnelle Erholung.“ Auf die hofft auch Austrian-Airlines-Chef Alexis von Hoensbroech: „Es war schwieriger, als wir es erwartet haben“, meinte er rückblickend. Im zweiten Quartal habe man so viele Gäste befördert wie sonst an einem Tag. Langfristig ist er aber „optimistisch, weil Reisen ein Grundbedürfnis ist“. Flughafen-Wien-Vorstandsdirektor Julian Jäger kritisiert die EU: „Es gibt absurde Einreiseregeln. Da fehlen politische Antworten.“

Schließlich hängt vieles davon ab, wie Tourismus künftig möglich sein wird. „80 Prozent der Gäste im Belvedere sind Touristen“, sagt dessen Geschäftsführer Wolfgang Bergmann, „besonders aus den asiatischen Ländern.“ Peter Aufreiter begrüßt im Technischen Museum zwar 80 Prozent österreichische Gäste. Er stellt allerdings fest: „Den Menschen fehlt momentan die Muße für kulturelle Erlebnisse“. Viele würden nur ins Museum gehen, um die Kinder zu beschäftigen.

Viel beschäftigt ist weiter die Immobilienbranche. „Je unsicherer die Zeiten sind, desto mehr hält man sich an Dinge, die man kennt: Gold. Immobilien“, sagt Eugen Otto (Otto Immobilien). Entsprechend steigen die Preise bei Eigentumswohnungen (auch wenn manch ausländische Käufer ausblieben) und die Bereitschaft, für die eigene Wohnqualität Geld auszugeben. Dem stimmt Michael Ehlmaier (EHL Immobilien) zu. Wie sich aber Home- Office auf den Bedarf an Büroflächen und das E-Commerce auf den Flächenbedarf im Einzelhandel auswirken wird, das werde sich erst an einem anderen neuen Morgen zeigen. (mhk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2020)

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