Osttöchter reißen Loch in Börse-Bilanz

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Die Wiener Börsenholding musste 2009 massive Abschreibungen auf ihre drei Ostbeteiligungen vornehmen. Nur Rücklagen konnten das Ergebnis ins Plus drehen. In der Krise hätten sich die Umsätze im Osten halbiert.

Wien (APA/hie).Die Einkaufstour im Osten hätte die Wiener Börse im Vorjahr beinahe in die roten Zahlen gestürzt. Die in Wien ansässige Börsenholding CEE Stock Exchange Group AG (Ceeseg AG) hält neben Wien auch Beteiligungen an den Börsen in Budapest, Prag und Laibach.

Und musste auf diese hohe Abschreibungen vornehmen: Budapest musste um 51 Prozent, Prag um 49 Prozent und Laibach sogar um 91 Prozent des Beteiligungsansatzes wertberichtigt werden. Laut Ceeseg-Chef Heinrich Schaller sind jetzt keine weiteren Abwertungen auf die Ostbörsen-Assets mehr nötig.

Seit Jahresbeginn sind die vier Finanzplätze unter dem Dach der Ceeseg AG vereint. Zur Holding gehören die Wiener Börse sowie Beteiligungen an Laibach (81 Prozent), Prag (93 Prozent) und Budapest (50,5 Prozent). Um die Abschreibungen von 161 Mio. Euro auszugleichen, wurden Rücklagen von etwa 140 Mio. Euro aufgelöst.

So stand 2009 unter dem Strich anstelle eines tiefroten EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) eine schwarze Null. Schaller erklärt die Misere so: In der Krise hätten sich die Umsätze im Osten halbiert, die Gewinne seien zusammengeschrumpft. Im Gegensatz zu den drei Ostbörsen lieferte die Börse Wien im Vorjahr ein stabiles Betriebsergebnis von 14,9 Mio. Euro. Das EGT betrug 15,5 Mio. Euro.

Zu teuer gekauft?

Die Börse Wien hatte 2008 zunächst die Börse Laibach und anschließend Prag übernommen. Kolportiert wurde seinerzeit ein Kaufpreis von 47 Mio. Euro für Slowenien und bis zu 400 Mio. Euro für Tschechien. Wien musste sich gegen potente Mitbieter durchsetzen, was auf relativ teure Zukäufe schließen ließ. Dass sie zu teuer waren, haben Brancheninsider immer wieder vermutet, die Börse Wien hat dies aber stets dementiert.

Mit der Gründung der Ceeseg ist die größte Börsengruppe Zentral- und Osteuropas entstanden. Nach Ende der Krise könnte unter Europas Börsen eine Fusions- und Konsolidierungswelle in Gang kommen, glaubt Schaller. Es sei davon auszugehen, dass Zukäufe nach der Krise billiger sind.

Auch die Börse Wien denkt wieder an Expansion. Infrage kämen laut Schaller Bulgarien, Kroatien, Serbien und Rumänien. Auch an der Börse Warschau hegt man in Wien nach wie vor Interesse. „Wir sind weiterhin offen für Kooperationen. Konkrete Gespräche gibt es im Moment aber nicht“, sagt Irina Bernert von der Wiener Börse im Gespräch mit der „Presse“. Die Privatisierung der Börse Warschau steht angeblich kurz vor dem Abschluss.

„Brandgefährliche“ Steuer

Für Gesprächsstoff unter den Börsianern sorgt zurzeit vor allem die Steuerdebatte. „Wir sind in diese Gespräche überhaupt nicht eingebunden“, so Börse-Wien-Vorstand Schaller. Führte Österreich eine Börsenumsatz- oder Finanztransaktionssteuer im Alleingang ein, so wäre das laut Schaller „brandgefährlich“ für den Börseplatz.

Auf einen Blick

Die CEE Stock Exchange Group AG (Ceeseg AG) vereint neben
der Wiener Börse auch die Börsen Budapest, Laibach und Prag unter einem Dach. Im Vorjahr musste die Holding Abschreibungen auf ihre Osttöchter vornehmen, die sie aber durch die Auflösung von Rücklagen ausgleichen konnte. Brancheninsider hatten immer wieder vermutet, dass die Wiener Börse ihre Ostbeteiligungen zu teuer gekauft hat. Die Wiener Börse dementierte das stets.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2010)

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