Fahrbericht

BMW X5 und X3 Hybrid: Bayerische Teilzeit-Stromer

Ein Trumm von einem Auto, aber fast 80 Kilometer kann man damit völlig CO2-frei und umweltfreundlich unterwegs sein: der X5 xDrive 45e.
Ein Trumm von einem Auto, aber fast 80 Kilometer kann man damit völlig CO2-frei und umweltfreundlich unterwegs sein: der X5 xDrive 45e.(c) Die Presse/Clemens Fabry
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BMW macht den X5 mit ordentlicher Reichweite zum Pendler-Elektroauto. Bescheidener gibt sich der X3.

Wien. Fahrverbote in Innenstädten für ältere Dieselautos sind ja keine Seltenheit mehr. Unter anderem haben Hamburg, Stuttgart, Berlin oder auch Bonn bestimmte Straßen für Autos mit einer Abgasnorm schlechter als Euro 5 gesperrt. Andere Städte überlegen, mittelfristig alle Verbrenner zu verbannen. Dann bleibt nur noch das Fahrrad – oder ein Elektroauto.

Auch deswegen denken Autohersteller mittlerweile voraus und verbauen in ihren Modellen zusätzlich einen Elektromotor (in Österreich mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass bei Hybrid-Pkw die teure NoVA wegfällt). Das Problem: Die rein elektrische Reichweite beträgt in vielen Fällen maximal 50 Kilometer, real schaltet sich meist bei unter 40 Kilometern der Verbrennungsmotor wieder ein.

Das genügt zwar für die meisten Pendlerstrecken, aber eben nicht für alle. Offenbar hat jemand bei BMW eine längere Anfahrt und will diese vollelektrisch absolvieren – mit dem nicht gerade kleinen und nicht gerade leichten X5. Oder man hat sich bei BMW gesagt, dass bei diesem SUV ein großer Akku auch nicht mehr ins Gewicht fällt.

Also verbauten die Bayern eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von stolzen 24 kWh im Kofferraum des X5 45e – eine Kapazität, die ungefähr der von frühen Elektroautos entspricht. Damit kommt man völlig CO2-frei ordentlich weit, laut BMW je nach Testzyklus 87 bis 97 Kilometer. In unserem Praxistest waren es knapp 80 Kilometer, mehr als genug für die tägliche Pendlerstrecke.

Und das hat schon etwas: Wenn man mit einem solchen Trumm von Auto daherkommt – fast fünf Meter lang, zwei Meter breit, ein Radstand von knapp drei Metern – und dann hört man nichts außer dem sanften Abrollgeräusch der Reifen. Da bleibt manchen das Schimpfen im offenen Mund stecken.

Natürlich ist man nur so umweltfreundlich, wie man diszipliniert beim Laden ist. Entweder zu Hause an der Steckdose – das dauert –, besser man hängt den X5 45e an eine spezielle E-Auto-Ladestation. Da wir nicht immer so diszipliniert waren und doch einige Male längere Strecken über die Autobahn zurücklegten, kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von neun Litern.

BMW hat den X3 mit einer Zwölf-kWh-Batterie elektrifiziert.
BMW hat den X3 mit einer Zwölf-kWh-Batterie elektrifiziert.(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Spaßvolles Fahren

Fährt man statt zur Arbeit auf die Langstrecke, kann man zumindest einen Teil recht umweltfreundlich absolvieren: Bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h fährt der X5 rein elektrisch. Alles darüber hinaus wird nach den Plänen von Verkehrsministerin Eleonore Gewessler ohnehin bald ordentlich teuer.

Oder man fährt den ersten Teil recht spaßvoll auf der Bundesstraße. Denn der E-Motor kann natürlich auch zur Unterstützung des Sechszylinder-Benzinmotors genützt werden. Dann werden aus den ohnehin nicht schwachen 286-Benzin-PS insgesamt 394 PS mit einem maximalen Drehmoment von 600 Newtonmetern. Damit kann man schon etwas anfangen. Wobei wir die Ansage von der sportliche Fahrweise relativieren müssen. Der Preis für die Elektrounterstützung ist nämlich das Gewicht. Der X5 45e bringt stolze 2510 Kilogramm auf die Waage, der vergleichbare X5 mit Sechszylinder-Benzinmotor und 340 PS wiegt dagegen 2135 Kilogramm. Es ist also nur ein relativ dynamisches Einlenken auf der Fahrt über kurvenreiche Straßen, bei dem Gesamtgewicht neigt das SUV bei sportlicher Fahrweise zum Untersteuern und zum Wanken.

Abstriche muss man auch bei der Kofferraumzuladung machen. Wegen des Akkus sind es um 150 Liter weniger, wobei ein Volumen von 500 bis 1720 Litern eigentlich für die meisten Familien genügen müsste. Der X5 xDrive 45e kostet in Österreich ab 76.800 Euro.

Wer es gern etwas moderater hätte – preislich ebenso wie in Bezug auf die Größe –, der kann auf das Hybridmodell eine Stufe tiefer zurückgreifen. Auch den BMW X3 gibt es jetzt nämlich mit Elektromotor, allerdings nur mit der halben Kapazität des X5. Der Zwölf-kWh-Akku genügt jedenfalls, um von der Vorstadt elektrisch in die Innenstadt zu fahren. In unserem Test kam der X3 30e mit dem Akku etwas weniger als 40 Kilometer weit, bevor er auf seinen 2,0-Liter-Vierzylinder-Ottomotor zurückgreifen musste. Auch hier werden aus den 184-Benzin-PS mithilfe des E-Motors 292 PS. Der X3 30e kostet ab 59.400 Euro.

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2020)

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