Heven Hasan mit anderen syrischen Frauen beim Maskennähen im Gemeindezentrum Bağcilar.
Türkei

In Istanbuls Klein-Syrien

Wo die EU-Milliardenbeträge für syrische Flüchtlinge in der Türkei landen. Ein Besuch im Gemeindezentrum des Roten Halbmonds im Istanbuler Stadtteil Bağcilar.

Nähmaschinen rattern in einem hellen Raum im Gemeindezentrum Bağcilar in Istanbul. Bei offenen Fenstern sitzen Frauen in bunten Kopftüchern und weißen Masken über ihrer Arbeit – sie nähen Stoffmasken zum Schutz vor dem Coronavirus.

Heven Hasan hat genug Routine an der Nähmaschine, um sich nebenher mit ihrer Nachbarin unterhalten zu können. Ihr gehe es schon besser, wenn sie einfach hier sein und sich nützlich machen könne, sagt die 39-Jährige, die ihren Beruf als Lehrerin seit der Flucht aus Syrien nicht mehr ausüben kann. Die ersten Jahre in Istanbul habe sie sich kaum vor die Tür gewagt, erzählt sie, bis sie vor zwei Jahren zum Gemeindezentrum fand. Dort hat sie inzwischen Türkisch gelernt, Nähkurse absolviert und wieder so weit Halt im Leben gefunden, dass sie sich als freiwillige Helferin für andere Flüchtlinge und Migranten einsetzt. „Für uns Syrer ist der Rote Halbmond hier ein wahrer Lichtblick“, sagt sie.

»Es steht sehr schlecht um die Beziehungen zwischen EU und Türkei.«

Das Flüchtlingsabkommen von 2016. Der Rote Halbmond betreibt dieses Gemeindezentrum, landesweit gibt es in der Türkei Hunderte Einrichtungen von internationalen Vereinen und Hilfsorganisationen für die fast vier Millionen syrischen Flüchtlinge im Land. Finanziert werden diese Stätten aus den Hilfsgeldern der Europäischen Union, die im Flüchtlingsabkommen von 2016 zugesagt worden sind: Insgesamt sechs Milliarden Euro, die nicht an die Türkei selbst ausgezahlt werden, sondern projektgebunden an Einrichtungen wie diese.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.