Chinas Greta Thunberg, die Klimaaktivistin Ou Hongyi (17), bei einem Auftritt in der Stadt Guilin. Ihre sichtbare Gefolgschaft hält sich freilich noch sehr in Grenzen.
Ou Hongyi

Chinas einsame Klimastreikerin

Die 17-jährige Ou Hongyi warnt ihre Landsleute vor den Folgen des Klimawandels. Dabei kämpft sie nicht nur gegen die Ignoranz der Menschen, sondern auch den Sicherheitsapparat.

Schon nach einer halben Stunde greift der erste Polizist ein. Verdutzt landen seine Augen auf dem bunten Pappschild, vor dem sich eine Menschentraube gebildet hat. „Systemwandel statt Klimawandel“ steht darauf, ein im autoritären China unerhörter Schriftzug.

Doch der Beamte, der per Funkgerät einen Vorgesetzten informiert, scheint überfordert: Beim Störenfried hinter dem Plakat handelt es sich um ein 17-jähriges Mädchen mit Pferdeschwanz, Schlabbershirt und aufgeweckten Augen. Ob er schon vom Klimastreik gehört habe, möchte die selbstbewusste Dame von der Autoritätsperson wissen. Ohne lange zu fackeln, verweist er sie ihres Platzes.

„Ich kenne die Polizisten alle schon, die tun nur ihren Job. Man muss sie respektieren und versuchen, zu inspirieren“, sagt sie wenige Minuten später. Mit Rucksack, Thermoskanne und einer Menge Flyer und Plakaten ausgerüstet ist Ou Hongyi wie jeden Freitagabend in die Fußgängerzone von Yangshuo gezogen, einem Ferienort in Südchina wie aus dem Reiseprospekt: Steile Karstberge, schlangenförmige Flussläufe, riesige Palmen säumen die Umgebung. Abends, wenn die pralle Herbstsonne hinter der Gebirgslandschaft verschwindet, versammeln sich Touristenmassen in der Fußgängerzone der Kleinstadt: Garküchen reihen sich neben Souvenirshops, vor einem Nachtclub werben junge Frauen in Elfenkostümen um Kunden, rote LED-Tafeln preisen Fußmassagen an. Fast keiner der Touristen trägt Gesichtsmaske. Die Pandemie scheint in Yangshuo bereits weit entfernt.

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