Die Kärntner Slowenen sollen sich „nicht wegducken“, sagt Burgtheaterdirektor Martin Kušej. Der Historiker Oliver Rathkolb will „die Denkmäler in Kärnten auf den Kopf stellen“.
Wien. Die Volksabstimmung, bei der sich Südkärnten für Österreich entschieden hat, jährt sich am Samstag zum hundertsten Mal. Ein großes Thema für Kärnten, aber auch für das Burgtheater, wo am Sonntag in einer zweisprachigen Matinee Texte unter anderem von Peter Handke gelesen wurden. Danach gab es eine bewusst „sehr einseitige“ Podiumsdiskussion zur Lage der Slowenen hundert Jahre nach ihrem Votum für Österreich. Hausherr Martin Kušej äußerte in seinem Impulsreferat den Wunsch nach einer radikal neuen Kärntner Identität.
„Ich möchte auf die rauchenden Trümmer hinunterblicken“, rief Kušej aus und nannte dabei nicht nur die deutsch-nationalen Abwehrkämpfer, sondern auch den zentralen Kampfbegriff der Kärntner Slowenen, den „Člen 7“ (Artikel 7 des Staatsvertrags). „Hundert Jahre des Blutes, der Enttäuschung, der Verzweiflung, haben uns alle gemacht. Wir haben uns gegenseitig bedingt und geprägt“, sagte der Kärntner Slowene. Der Konflikt sei für beide Volksgruppen Treibstoff und Sand im Getriebe gewesen. Verschwinden diese Identitäten, sei aber plötzlich Platz da, entwickelte Kušej eine ganz persönliche Zukunftsvision für ein zweisprachiges Kärnten.