Coronavirus

"Unkontrollierte Verbreitung" in Deutschland droht

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Deutschland sprunghaft angestiegen. Im Bild eine Aufnahme vom Berliner Alexanderplatz.
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Deutschland sprunghaft angestiegen. Im Bild eine Aufnahme vom Berliner Alexanderplatz.(c) Getty Images (Maja Hitij)
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Die Zahl der Neuinfektionen ist in Deutschland binnen 24 Stunden auf 4058 gestiegen, um über 1200 mehr als am Mittwoch. Es sei "möglich, dass wir mehr als zehntausend neue Fälle pro Tag sehen", sagt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Deutschland sprunghaft angestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Donnerstag 4058 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Das sind um über 1200 mehr als am Mittwoch. Da war mit 2828 ein neuer Höchstwert seit April gemeldet worden. Mit Stand Donnerstag haben sich damit in Deutschland mindestens 310 144 Menschen mit dem Virus infiziert.

Die Zahl der Todesfälle ist nach Angaben des Instituts um 16 auf 9578 geklettert.

Zehntausend Fälle pro Tag?

Angesichts dieser hohen Neuinfektionsrate hat das RKI vor einer unkontrollierten Verbreitung des Coronavirus in Deutschland gewarnt. Es sei "möglich, dass wir mehr als zehntausend neue Fälle pro Tag sehen und dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin.

"Die aktuelle Situation beunruhigt mich sehr", sagte Wieler. Derzeit sei unklar, "wie sich die Lage in Deutschland in den nächsten Wochen entwickeln wird". Er hoffe aber, "dass wir es schaffen, die Infektionen auf einem Level zu halten, mit dem wir umgehen können".

Spahn: „Pandemie ist auch ein Charaktertest“

Angesichts der steigenden Corona-Zahlen rief Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eindringlich zur Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln auf. "Diese Pandemie ist auch ein Charaktertest für uns als Gesellschaft", sagte Spahn auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Wieler in Berlin. "Wenn 80 Millionen mitmachen, sinken die Chancen des Virus gewaltig."

Den Anstieg der Neuinfektionen bezeichnete Spahn als "besorgniserregend". Er wies aber zugleich darauf hin, dass die Zahl der Todesfälle und der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten "bis hierhin noch vergleichsweise niedrig" seien. "Das Gesundheitssystem kann gut damit umgehen."

Muss Feiern jetzt sein?

Deutschland sei "bislang gut durch die Krise gekommen", sagte Spahn. "Wir können durchaus zuversichtlich sein." Es gebe "kaum ein Land in Europa, das die Krise bis hierhin so gut hat bewältigen können". Es liege nun "an uns allen selbst, ob wir es schaffen, das Erreichte zu sichern", sagte der Minister. Das "Wirksamste" sei dabei immer noch die Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln. "Die Frage, ob das Feiern und Reisen jetzt unbedingt sein muss, kann jeder für sich selbst beantworten", sagte Spahn. Der Minister warnte insbesondere junge Menschen, sich für "unverletzlich" zu halten. "Das sind sie aber nicht." Insbesondere für die Älteren bereite die Ausbreitung des Virus "große Gefahren".

Die deutschen Bundesländer haben als Reaktion auf die steigenden Fallzahlen beschlossen, dass innerdeutsche Urlauber nur noch dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen negativen Corona-Test vorweisen können, der maximal 48 Stunden alt ist. Gelten soll das für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen.

Schnellster Anstieg auch in Tschechien

Den schnellsten Anstieg innerhalb Europas verzeichnete unterdessen Tschechien. Die Tschechische Republik hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums 5.335 neue Coronavirus-Fälle gemeldet. Das Land verzeichnet damit die höchste Zahl an Neuinfektionen seit dem Ausbruch der Pandemie und den schnellsten Pro-Kopf-Anstieg in Europa in den vergangenen zwei Wochen.

(APA/Reuters/red.)

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