Globus

Gestrandet im Herzen Athens

Nach ihrer Anerkennung als Flüchtlinge wurden sie vom Lager in Moria aufs griechische Festland gebracht. Jetzt campieren sie am Victoria-Platz in der Hauptstadt. Eine Reportage.

Athen im Herbst. Der große Ares-Park am Alexandra-Boulevard bietet ein Bild des Friedens: Jogger, spielende Kinder, flirtende Paare; Frauen mit Kopftuch stehen armeschwingend im Rasen, den Anweisungen ihres Trainers folgend. Um 22.30 Uhr wird der Park gesperrt werden. Man will ihn vor Drogendealern schützen, auch sollen Obdachlose daran gehindert werden, hier ihr Quartier aufzuschlagen. Zu sehen ist nichts davon.

Am anderen Ende des langen Boulevards, im Gebäude des Athener Berufungsgerichts, ist zuvor der Prozess gegen die Neonazis der „Goldenen Morgenröte“ mit einem Schuldspruch zu Ende gegangen. Wer sich vom Park aus Richtung Süden, Richtung Hauptbahnhof bewegt, trifft auf den Victoria-Platz, den Platz des Hl. Panteleimon, den Bahnhof. Hier, am Bahnhof, war einst das Hauptquartier der Morgenröte, und in diesem vernachlässigten Zentrumsviertel mit dem hohen Ausländeranteil ist sie einst groß geworden, mit dem Einzug in den Athener Gemeinderat im Jahr 2010.

„Victoria“ ist erst seit dem Jahr 2015 ein Begriff geworden, als die Achse Ares-Park – Victoria von einer unüberschaubaren Menge von „Nomaden“ überschwemmt wurde. Die Karawane von mehr als einer Million Menschen, die 2015/2016 über die Ägäis und in der Folge über die „Balkanroute“ hinauf nach Zentraleuropa wanderten, machte hier Station. Hier wurde die Weiterreise organisiert.

Der Sturm ging vorüber, aber der Platz blieb ein Umschlagplatz für Menschen und Informationen. Die erste Route der Flüchtlinge und Migranten, die im Hafen von Piräus anlegen, ist normalerweise die Fahrt mit der elektrischen Bahn zur Station „Victoria“ direkt am Platz. Der Besucherstrom ist stark gestiegen in den vergangenen Monaten. Die Regierung will die Inseln entlasten und hat im Laufe des Jahres um die 25.000 anerkannte Flüchtlinge auf das Festland verfrachtet. Nur ein „kleiner Teil“ dieser Menschen, heißt es im Migrationsministerium, bleibt am Platz hängen. Demnächst werde ein Masterplan für die „endgültige Lösung“ des Problems präsentiert werden.

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