Führungskrise

Wie die Revolte in Kirgistan vom Regierungslager gekapert wird

Wurde am Samstag zum neuen Premier gewählt: der jüngst aus dem Gefängnis befreite Sadyr Schaparow (51).
Wurde am Samstag zum neuen Premier gewählt: der jüngst aus dem Gefängnis befreite Sadyr Schaparow (51).imago images/ITAR-TASS
  • Drucken

Mit der Wahl von Sadyr Schaparow zum neuen Premier gewinnen Kräfte rund um Präsident Scheenbekow wieder die Oberhand.

Moskau/Bischkek. Noch am vergangenen Freitag hatte der kirgisische Expräsident Almasbek Atambajew einen starken Auftritt: „Ich will Frieden für mein Land“, sagte er vor Anhängern im Zentrum Bischkeks. Seinem Nachfolger im Präsidentenamt, mit dem ihn eine persönliche Feindschaft verbindet, forderte er zum Rücktritt auf. „Tritt ab, Sooronbaj“, schleuderte er seinem einstigen Vertrauten Sooronbaj Scheenbekow entgegen. Tags darauf war alles anders: Atambajew wurde von Sicherheitskräften festgenommen. Ihm wird nun die Organisation von Massenunruhen vorgeworfen.

Das Schicksal des Politikers ist kennzeichnend für die fragile Lage in Kirgistan seit der ungestümen Protestnacht vor einer Woche. Auslöser für die Proteste waren Fälschungsvorwürfe bei der Parlamentswahl. Durch die Verhaftung seines einflussreichen Widersachers konnte der wankende Präsident Scheenbekow, dessen Rücktritt die Demonstranten fordern, erneut an Boden gewinnen. Scheenbekow erneuerte zudem die Führungsriege im Sicherheitsapparat. Auch den bis zum 21. Oktober verhängten Ausnahmezustand in Bischkek nutzt er zur Stabilisierung der Lage. Eine nächtliche Ausgangssperre ist in Kraft. Die Armee hat Kontrollposten aufgebaut, zeigt sich in den Straßen.

Auch das Parlament, Zentrum des Machtkampfes der vergangenen Tage, wählte mit einem gerade ausreichenden Quorum am Wochenende einen neuen Premierminister. Er heißt Sadyr Schaparow, 51, steht für einen rauen Stil und gilt als autoritärer Politiker. Wie Atambajew wurde er vor ein paar Tagen aus dem Gefängnis befreit, wo er eine Strafe wegen Kidnappings absaß. Kritische Beobachter fragen sich, wie es möglich sein kann, dass Atambajew wieder hinter Gittern landete und Schaparow nun Regierungschef wurde.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.