Glosse

Einsames Touristenglück

Japanese tourist Jesse Katayama holds a Peruvian and a Japanese flag after becoming the first tourist to visit the Inca citadel during the coronavirus disease (COVID-19) pandemic, in Machu Picchu
Japanese tourist Jesse Katayama holds a Peruvian and a Japanese flag after becoming the first tourist to visit the Inca citadel during the coronavirus disease (COVID-19) pandemic, in Machu Picchuvia REUTERS
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Allein in Machu Picchu: Für einen japanischen Touristen erfüllte sich ein Traum, für den er in Corona-Zeiten große Strapazen auf sich genommen hat. Ein Extrembeispiel für einen neuen Tourismus.

Sieben Monate hatte Jesse Katayama auf diesen Moment gewartet, und am Ende konnte der 26-jährige japanische Tourist sein einsames Touristenglück in den Anden kaum fassen – endlich in Machu Picchu, als erster Besucher seit der Sperre im März, nur in Begleitung des Parkdirektors. Klar, dass er das Highlight via Facebook mit der ganzen Welt teilte.

Der Boxtrainer hatte ein Corona-Schicksal erlitten. Mit dem Ticket für die Inkastadt war er schnell über den Pazifik nach Peru gejettet, um sich einen Traum zu erfüllen. Und dann saß er am Fuß der Ruinenstadt fest – kein Zutritt, kein Rückflug, verurteilt zum Ausharren und Hoffen, um kurz vor seiner Rückkehr nach Japan für seine Ausdauer belohnt zu werden. Ein Happy End für ihn, ein PR-Coup für die darbende Tourismusindustrie des schwer von der Pandemie gezeichneten Andenstaats, der sein Wahrzeichen für Touristen bald wieder aufsperren will – freilich nur für eine limitierte Anzahl.

Der Massentourismus ist in einer massiven Krise, und Machu Picchu ist ein Exempel. Der Instant-Tourismus ist vorerst passé: Nicht jedes Ziel der Welt ist auf Knopfdruck sofort buch- und verfügbar. Wer die überfüllten pittoresken Plätze der Erde aufsuchen will, muss Strapazen auf sich nehmen – wenngleich nicht jeder sieben Monate dafür aufwenden mag. Das Posting – und das Posing – in den sozialen Medien bekommt jedenfalls gleich einen ganz anderen Wert.

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