Die Architekten Alfred Berger und Tiina Parkkinen zeigen, wie ein Bauensemble harmonisch wachsen kann. Mit Inspirationen von Nordafrika bis Skandinavien.
Es ist eine dieser besonderen Geschichten, die nur die Architektur schreiben kann. Schon seit über 100 Jahren ist das Haus an den Hängen der Ausläufer des Lainzer Tiergartens ein Teil der Familie des Architektenehepaares Alfred Berger und Tiina Parkkinen. Damals stand hier, inmitten von Weinbergen, das erste, in den 1870ern fest aus Stein und Ziegel errichtete Gebäude – ein kleines Bauernhaus mit klassischem Holzschuppen an seiner Seite, mit einem Hauch von Bad Ischler Mode. Eine Baugenehmigung aus dem Jahr 1928 deutet auf einen ersten Umbau hin, im Zuge dessen der Großvater das oberste Geschoß entfernt hat. In dieser Kubatur stellt das historische Gebäude noch heute den Kern des architektonischen Ensembles dar.
Marokko und Le Corbusier
Schon 1987 erweiterte Alfred Berger, damals noch Student an der Akademie der Bildenden Künste, auf der er auch seine Frau kennenlernte, das bestehende Haus für seine Mutter um einen schlichten Zubau, der die Räumlichkeiten um ein Wohn- und ein Esszimmer bereicherte. Bei näherer Betrachtung begegnet man hier zwei wichtigen Einflüssen, die den damals Studierenden bis heute bewegen: Marokko, wo Alfred Berger einen Studienaufenthalt verbracht hat, und Le Corbusier, der bei seinen Bauten die Blicke gelenkt hat, ohne zu offenbaren, was einen am Ende erwartet. Der langgestreckte Raum mit seiner tonnenförmigen Holzdecke aus Bergahorn und seiner wunderbaren Akustik fasziniert – mit seiner Geschlossenheit nach außen hin und seiner Aufgeschlossenheit nach innen, zum Garten. Nur wenige winzige Öffnungen durchdringen die Außenmauer, diese sind allerdings exakt positioniert worden, um bestimmte Sonnenstrahlen präzise einzufangen und damit Teil der Innenraumgestaltung zu werden.
