Plattenkritik

Neues Album: Bruce Springsteen entdeckt den Tod

Der letzte Überlebende der Band The Castiles: Bruce Springsteen in winterlicher Stimmung.
Der letzte Überlebende der Band The Castiles: Bruce Springsteen in winterlicher Stimmung.Sony/Danny Clinch
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Lieder über unzuverlässige Erlöser, brennende Züge und das Rätsel Tod: Auf seinem 20. Album greift der 71-Jährige Bruce Springsteen wieder auf seine E-Street-Band zurück.

Kaum hat sich der Mensch auf dieser Welt etwas zurechtgefunden, muss er sich schon wieder Richtung Check-out bewegen: Das können nur wirklich Rastlose wie Bruce Springsteen gut finden. Von Beginn seiner Karriere an war er ein Poet des Aufbruchs. Über Backstreets und Thunder Roads ging es ins urbane Jungleland, aber auch in die Weiten der amerikanischen Prärie. Ein Ankommen in bürgerlicher Sattheit, das spielt es für einen Springsteen nicht. Seine oft und oft praktizierte Beschwörung des Aufbruchs nimmt jetzt, nach beinah 50 Jahren Karriere, eine neue Wendung. Auf seinem 20. Album „Letter To You“ behandelt er ausgiebig den ultimativen Aufbruch: den Tod.

2018 saß Springsteen am Totenbett von George Theiss, dem Mann, der ihn in den Sechzigerjahren in die Band The Castiles geholt hatte. In detailverliebter Beschreibung erweckt Springsteen die Magie jener Jahre, um festzustellen, dass er „The Last Man Standing“ ist, der letzte Überlebende der Castiles. Der Tod seines alten Freundes holte Springsteen nicht nur aus einer mehrere Jahre währenden Schreibblockade, sondern erinnerte ihn auch an ein paar Songs aus den frühen Siebzigern, die am langen Weg verloren gegangen waren. Diese nahm er jetzt neu auf. Etwa das in Schrumm-Schrumm-Orgelsounds gewickelte „Janey Needs A Shooter“. Es erzählt von einer Todkranken, die „more a saint than a ghost“ war. Ihre Seele war weder von Ärzten, Priestern noch Polizisten zu retten, nur durch einen „man who knows her style“.

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