Fußballlegende

Pelé: „Es ist der König“

2012 nahm Pelé noch die Huldigungen des Fußballvolkes entgegen, zuletzt wurden seine öffentlichen Auftritte weniger.
2012 nahm Pelé noch die Huldigungen des Fußballvolkes entgegen, zuletzt wurden seine öffentlichen Auftritte weniger.(c) APA/AFP/FRANCK FIFE (FRANCK FIFE)
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Vom Schuhmacher zum dreifachen Weltmeister und Werbemillionär: Brasiliens Legende Pelé wird 80.

Rio de Janeiro. Wo er auftritt, ist er immer noch der Star. „Pelé, Pelé, e o rei“ („es ist der König“), riefen die Menschen, als der Nationalheld Brasiliens, nach mehreren Hüftoperationen im Rollstuhl sitzend, zur Einweihung der nach ihm benannten Fußball-Akademie in Resende im Bundesstaat Rio de Janeiro kam. Am Eingang des Nachwuchszentrums wurde eine Pelé-Statue enthüllt, rund um die Spielfelder ein „Torwald“ mit 1283 Setzlingen gepflanzt – die Zahl der Treffer des „Königs“.

„Ich habe bereits 1969, als ich das 1000. Tor geschossen habe, gesagt, dass wir auf die Kinder schauen müssen. Sie sollen weiter träumen können, um das zu werden, was sie wollen“, sagte Pelé. Heute feiert der ehemalige Sportstar, der von 1995 bis 1998 auch als Sportminister Brasiliens tätig war, seinen 80. Geburtstag.

Mit seiner Spielkunst und der Geschichte vom armen Buben zum Millionär steht der dreifache Weltmeister wie kein anderer für Brasilien. Er hat eine Ära geprägt. Als Pelé in den 1950er-Jahren begann, wollte kaum jemand Fußballprofi werden, das Einkommen war gering. Anfang der 1960er-Jahre, also bereits nach dem ersten Gewinn der Weltmeisterschaft (1958), verdiente Pelé so viel wie aktuell ein Jungprofi bei einem großen Klub.

Gott schickt die Rechnung

Mit dem Wechsel zu Cosmos New York zum Karriere-Ausklang verhalf Pelé gemeinsam mit Franz Beckenbauer dem US-Fußball zu Aufmerksamkeit – und es gelang der Sprung in die Geschäftswelt. Der Beckenbauer zufolge „größte Fußballer aller Zeiten“ nutzte seinen Namen in den folgenden Jahrzehnten gewinnbringend, vor allem als Werbefigur. 2014, im Jahr der WM in Brasilien, war er weltweit einer der zehn bestbezahlten Sportler im Ruhestand.

Viel früher, in den 1970er-Jahren, wechselte der Chilene Elías Figueroa – einer der weltbesten Abwehrspieler – statt zu Real Madrid lieber zu Internacional Porto Alegre, um mit Pelé in einer Liga zu spielen. Heute träumen brasilianische Talente schon als Teenager von einem Vertrag mit einem europäischen Klub.

Zuletzt ist es auch aus gesundheitlichen Gründen ruhiger um den „König“ geworden. In der Coronapandemie ist Pelé zu Hause in Guaruja im Bundesstaat São Paulo geblieben, um eine Ansteckung zu vermeiden. Eine Feier wie etwa 50 Jahre nach seinem 1000. Tor im eigenen Museu Pelé in Santos 2019 ist deshalb nicht geplant. Sein Stammklub FC Santos zählt die Tage bis zum runden Geburtstag Pelés herunter und würdigt ihn in den sozialen Medien.

»"Da wir gute Brasilianer sind, ist Pelé unser Gott. Das Spiel dürfte nicht Fußball heißen – es müsste Pelé heißen."

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Romario

Bei der Einweihung der Akademie in Resende erwähnte Pelé auch seine Familie. „Die Leute sprechen über Fußball, meine Karriere, aber niemand hat nach meinen Kindern gefragt“, sagte er. „In dieser Situation habe ich etwas mehr Zeit mit ihnen verbracht und viel gelernt.“ Sieben Kinder hat Pelé – unter ihnen mehrere uneheliche. Zweimal ging eine Ehe in die Brüche. 2016 heiratete er mit 75 Jahren zum dritten Mal, die Unternehmerin Marcia Aoki.

Doch neben dem Körper schmerzt auch Pelés Seele. Sein Sohn Edinho berichtete im Sportportal „Globoesporte“ von einer gewissen Depression des Mannes mit dem strahlenden Lächeln. „Er ist der König, er war immer eine so imposante Figur, und heute kann er nicht mehr richtig gehen.“ In einem Interview der Zeitung „Folha de S. Paulo“ zum 78. Geburtstag sagte Pelé, Gott habe die Rechnung für seine Jahre als Athlet geschickt.

Bei Santos erhielt der Schuhmacherlehrling 1956 einen Vertrag und debütierte bereits als 15-Jähriger in der ersten Mannschaft. Nationaltrainer Vicente Feola nahm den 17-jährigen Pelé 1958 mit zur WM in Schweden, wo dieser der bis heute jüngste Weltmeister der Fußballgeschichte wurde. So wie Pelés Stern damals aufging, machte Pele auch Brasilien der Welt bekannt. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2020)

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