Archäologie

In der Steinzeit jagten die Frauen

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Männliche Jäger, weibliche Sammlerinnen: Dieses geläufige Bild stellen Funde in Gräbern zunehmend in Frage. Oder steckt dahinter nur feministisches Wunschdenken?

Die Leiche lag angewinkelt im Grab. In ihren Schoß legte man ein Häufchen von steinernen Artefakten, damals wohl in einem Beutel vereint: Spitzen von Wurfspeeren und scharfe Federmesser, um erlegtes Wild aufzubrechen – die typischen Werkzeuge eines Jägers in den peruanischen Anden vor 9000 Jahren. Oder besser einer Jägerin, denn die Untersuchung von Knochen und Zahnschmelz zeigt: Hier wurde eine Frau beerdigt. Und Grabbeigaben stehen fast immer im Zusammenhang mit dem Rang und der üblichen Aufgabe der verstorbenen Person.

Seltsam. In allen indigenen Jäger-Sammler-Gesellschaften, die es heute noch gibt, jagen die Männer und sammeln die Frauen. Deshalb ging man bisher wie selbstverständlich davon aus, dass es in der Urzeit auch so war. Vielleicht ist diese Frau nur eine Ausnahme? Die Forscher rund um den Anthropologen Randy Haas von der University of California in Davis haben ergänzend die Dokumentationen zu 429 in Nord- und Lateinamerika gefundenen Gräbern aus der gleichen Epoche gesichtet (Science Advances, 4.11.). Bei 27 fand man Werkzeuge, die vermutlich zur Großwildjagd dienten. Bei 16 davon deuten die Knochenfunde auf Männer, bei elf auf Frauen. In keinem einzelnen Fall sind die Zuordnungen so klar wie beim aktuell untersuchten Fund. Aber in der Summe erlauben sie eine statistische Analyse: 30 bis 50 Prozent der Jäger waren Frauen.

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