Coronavirus

Anschober: "Skeptiker sollten sich Zahlen ein bisschen anschauen"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)APA/HELMUT FOHRINGER
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Der Gesundheitsminister spricht von dramatischen Entwicklungen in Europa und Österreich. Erste Wirkungen des zweiten Lockdowns würde man erst in zehn bis 14 Tagen erkennen können.

„Dramatisch“. Dieses Wort wählte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag besonders häufig, um die Entwicklung der Corona-Pandemie in Österreich und Europa zu beschreiben. „Europa ist mitten in der Akutkrise, was Covid betrifft“, betonte er und verwies auf mehr als 1,2 Millionen Tote in Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 seit dem Frühjahr.

Auch die Zahl der Neuinfektionen sei „dramatisch“, führte Anschober fort: So habe Deutschland, das derzeit recht gut durch die Krise käme, heute mehr als 20.000 Neuinfektionen gemeldet, Frankreich gar 58.000. Das zeige, dass die „zweite Welle“ noch „viel stärker, gravierender und dynamischer“ sei, auch in Österreich. Habe man hierzulande Anfang Oktober im Durchschnitt 750 Tagesfälle registriert, waren es gestern 7400 Fälle. Allerdings, räumte Anschober ein: Einige Länder hätten Fälle nachgemeldet, weshalb der Wert mit Vorsicht zu sehen sei. Heute liege man bei 6464 gemeldeten Neuinfektionen. Das seien zwar weniger, aber immer noch zu viele.

Angestiegen ist indes die Zahl der Todesfälle: 1340 Menschen seien in Österreich seit Beginn der Covidkrise am Virus verstorben, meinte der Minister. Gestern gab es einen Zuwachs um 41 Fälle. Auch die Intensivbetten würden vermehrt genutzt: Derzeit seien 421 belegt.

Besonders im Steigen begriffen seien die Zahlen in Alten- und Pflegeheimen, weswegen man hier ein nie dagewesenes Testen an den Tag lege. 110.000 Antigentests seien ausgeliefert worden, um Mitarbeiter und dort Wohnende zu testen, in der kommenden Woche sollen weitere drei Millionen folgen, um ein Mal pro Woche alle testen zu können. „Das ist eine Testintensität wie nie zuvor“, so Anschober, der sich wünschte, dass sich die „Skeptiker, die manchmal im Coronabereich aufgetreten sind, diese Zahlen ein bisschen anschauen“.

„Nicht zwischen Herzinfarkt, Unfall und Covid entscheiden“ 

Derzeit könne man Bettenkapazitäten noch gut innerhalb der Bundesländer ausgleichen. Sollte der Trend jedoch anhalten, könnte das System Ende November nahe an seine Grenzen stoßen. Das würde bedeuten, dass es in manchen Spitälern zu „Triage-Situationen kommen“. Konkret: „Die Mediziner müssen dann entscheiden, wer noch hochprofessionelle Behandlung kriegt und wer sie nicht mehr kriegen kann.“ Es gelte, unbedingt zu verhindern, dass sich die Ärzte zwischen einem Herzinfarkt-Patienten, einem schweren Unfall und einem schweren Covid-Fall entscheiden müssten - dafür „brauchen wir jeden und jede“.

Zu den Auswirkungen des zweiten Lockdowns, der seit Dienstag in Österreich gilt, konnte der Gesundheitsminister nichts sagen. Es sei hierfür noch zu früh. Frühestens in zehn bis 14 Tagen würde sich dieser in den Statistiken niederschlagen.

Die Sprecherin der Corona-Kommission, Daniela Schmid, wies bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Anschober darauf hin, dass es derzeit immer schwieriger würde, Infektionen nachzuverfolgen. Derzeit gebe es nur mehr bei rund einem Drittel eine zuordenbare Quelle. Im Umkehrschluss: Bei 72 Prozent sei die Infektionsquelle unklar. Was hingegen mit Sicherheit gesagt werden könne: Der Altersdurchschnitt steigt und liegt momentan bei 43 Jahren. 

Symptom-Checker

Mit dem Herbst häufen sich Verkühlungen und grippale Infekte. Einige damit verbundene Symptome ähneln jenen einer Covid-19-Erkrankung sehr. Um besser einschätzen zu können, ob sich jemand eventuell mit dem Coronavirus infiziert hat, stellt die Stadt einen "Symptom-Checker" online. Deutet vieles auf den Erreger Sars-CoV-2 hin, kann über das neue Tool ein Test vereinbart werden. Dadurch soll die Gesundheitshotline 1450 entlastet werden. Mehr dazu.

(Red.)

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