Hof, streck dich!

Abenteuer Restaurierung: Die Wiederbelebung von Altbestand in Dorflage muss nicht teurer sein als ein Neubau. Ein Architekt zeigt vor, wie man die traditionellen Streckhöfe retten kann. Besuch im Burgenland.

Manche Bilder bleiben erinnerlich, auch wenn sie nur im Kopf entstehen. Ein solches zeichnete Axel Corti vor langer Zeit allein mit seiner Stimme und seiner Sprache: In einem seiner legendären „Schalldämpfer“ betrauerte er das Verschwinden eines schmalen alten Hauses, das ihm von seinen Spaziergängen lieb und vertraut gewesen war. Es war abgerissen worden, und an seiner Stelle klaffte nun ein Loch in der Häuserzeile. Im zuvor tadellosen Gebiss des Dorfes sei eine Zahnlücke entstanden, ein unnötiger Verlust.

Tatsächlich haben viele über Jahrhunderte gewachsene und gepflegte Dörfer seit Cortis Zeiten nicht dazugewonnen, im Gegenteil. Die Wegwerfgesellschaft radiert ein altes Haus nach dem anderen aus, die Zentren verkommen, dafür rahmt das Passepartout der hässlichen Speckgürtel und Einfamilienhaus-Schachbrettmuster das vormals stimmige Bild ein. Zugleich ist Österreich trauriger Europameister, was den Bodenverbrauch anlangt. Die jährlich hierzulande verbaute Fläche entspricht der Größe Eisenstadts. Der dort ansässige Architekt Klaus-Jürgen Bauer verbrachte den ersten Lockdown im März damit, nachzudenken und ein optimistischeres, möglicherweise revolutionäres Bild zu malen. Ihm geht es um die leistbare und ökologisch sinnvolle Rettung der traditionellen Streckhöfe, die lange Zeit die Landschaft Pannoniens bis nach Rumänien prägten: „Unendliche Abfolgen von geschlossenen Häuserzeilen, bestehend aus weiß gekalkten, meistens nur zweifenstrigen, übergiebelten Hausfronten und großen Toreinfahrten bildeten hierzulande einmal Dorflandschaften von unfassbarer Schönheit und Harmonie.“

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