Tourismus

Das große Bangen um die Tiroler Wintersaison

(C) TVB Paznaun - Ischgl
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Die beliebte Skiregion Ischgl hat kräftig aufgerüstet, um Hygiene- und Sicherheitsstandards zu treffen. Dennoch wurde der Saisonstart in den Dezember verschoben.

Das schneeverwöhnte Bundesland im Westen Österreichs ist bei Skifahrern heiß begehrt. Mit Gurgl, Ischgl und Serfaus-Fiss-Ladis belegen drei Tiroler Skigebiete in der Verbraucherstudie für Skigebiete im Alpenraum „Best Ski Resort“ Spitzenplatzierungen. So führt Serfaus-Fiss-Ladis zum fünften Mal das Ranking in der Kategorie „Kinder- und Familienangebot“ an.

Doch die Pandemie hält die Region in Atem. Schon 152 Leben forderte das Coronavirus. Die Zahl der aktuell Infizierten stieg auf 6758, teilte das Land am Sonntagabend mit. Die meisten Infizierten gibt es im Bezirk Innsbruck-Land, gefolgt vom Bezirk Schwaz. Für die Wintersaison, die stark vom Tourismus abhängt, ist es ein Albtraum. Doch die Gesundheit geht vor. So kündigte der aufgrund des Corona-Krisenmanagements in die Negativschlagzeilen geratene Tiroler Wintersportort Ischgl an, den Saisonstart zu verschieben. Die Silvrettaseilbahn wird nun ihre Pforten am 17. Dezember – und nicht wie geplant am 26. November – für Wintersportbegeisterte öffnen. Die Skigebiete Galtür, Kappl und See sollen am 18. Dezember starten.

Ischgl rüstet auf

Für die kommende Skisaison investierte Ischgl kräftig in die Aufrüstung von Hygiene- und Sicherheitsstandards. Rund 700.000 Euro habe man dafür ausgegeben, hieß es. Darunter befinde sich etwa ein neu entwickeltes Kamerasystem für die Kontrolle der Abstandseinhaltung in Anstehbereichen bei den Zubringerbahnen.

Den Sommer hat der Tourismusort aber bereits ohne Cluster verbracht. Für die Touristiker ein Zeichen, dass man die richtigen Maßnahmen gesetzt habe. „Wir wollen auch in der kommenden Wintersaison alles daran setzen, unseren Beitrag als verantwortungsvolle Gastgeber durch umfangreiche Gesundheits- und Sicherheitsstandards zu leisten“, sagte Alexander von der Thannen, Obmann des dortigen Tourismusverbandes.

Viele Betriebe sorgen sich, einen zweiten Ausfall der Wintersaison nicht zu überstehen. „Um die kommenden Monate zu überleben, braucht es maßgeschneiderte Zuschüsse für Tourismusbetriebe – der jüngst ins Leben gerufene Umsatzersatz von bis zu 80 Prozent ist hier eine gute Soforthilfe, mittelfristig wird es aber weitere Zuschüsse zur Abfederung der Krise brauchen“, so Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol.

Wachstum ab nächstem Jahr

Dennoch ist die Grundstimmung der Unternehmensberatung zufolge im Keller: Der Tourismusindex sei – basierend auf dem Schulnotensystem – von 2,88 auf 3,61 gesunken. Vor allem in den Städten befürchten 94 Prozent der Touristiker weitere massive Umsatzrückgänge. Generell erwarten mehr als 75 Prozent der im September Befragten bis Sommer 2021 eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Zu dieser Zeit war der zweite Lockdown noch nicht in Sicht. Immerhin sieht das Wirtschaftsforschungsinstitut ein Wachstum in der Beherbergung und Gastronomie im Jahr 2021.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2020)

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