Wissenschaft

Synchron im Flug: Zugvögel sparen Kraft

Die Waldrappe fliegen begleitet von dem Leichtflugzeug aus dem Sommerquartier in Deutschland über die Alpen in das Winterquartier in der Toscana.
Die Waldrappe fliegen begleitet von dem Leichtflugzeug aus dem Sommerquartier in Deutschland über die Alpen in das Winterquartier in der Toscana.www.waldrappteam.eu
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Waldrappe trugen bei Reise in den Süden Datenlogger.

„Waldi, komm, komm!“ Mit diesen Rufen locken Biologen, die im Leichtflugzeug abheben, die schwarzen, skurril anmutenden Vögel in die Lüfte. Das Waldrappteam um Johannes Fritz trainiert seit 2002 die huhngroßen Zugvögel, damit sie den Weg aus den Sommerquartieren in Deutschland und Österreich bis zum Winterquartier in der Toskana schaffen.

Die wissenschaftlich begleitete Vogelreise ist Basis für die Wiederansiedlung der vor 350 Jahren ausgerotteten Waldrappe. Und sie ist Basis für neue Daten zum Kooperationsverhalten bei Zugvögeln, durch das sie Kraft und Energie sparen.

In den Jahren 2018 und 2019 wurden je 30 Jungtiere von Hand aufgezogen und an technische Ausrüstung gewöhnt, die täglich an- und abgelegt wird: Diese Datenlogger speichern auf Zentimeter genau die Position des Vogels in der Luft und den Flügelschlag. Im Vergleich mit Herzfrequenz und Energieverbrauch bestätigte das internationale Forscherteam, dass die Zugvögel nur dann Energie sparen, wenn sie in einem bestimmten Abstand zum Vordervogel fliegen und gleichzeitig den Flügelschlag exakt synchronisieren.

Alle Vögel profitieren

Die Waldrappforscher-Truppe war in den beiden Spätsommern vom deutschen Überlingen am Bodensee bis in die Toskana je zwei Wochen lang unterwegs: In nur sechs bis sieben Flugtagen schafften sie die 1000 Kilometer lange Reise, quer über die Alpen und den Apennin mit Flughöhen von bis zu 2900 Metern.

„Wir sind mitten in der Auswertung“, sagt Johannes Fritz. „Jedes Tier befand sich in der Flugformation sowohl in der Leit- als auch Folgefunktion, was bedeutet, dass alle profitieren. Wir vermuten, dass die Energieersparnis zwischen 15 und 30 Prozent beträgt. Das ist für unerfahrene Jungvögel mit niedrigerem Leistungsvermögen erheblich.“ (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2020)

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