Ägypten

Mein Trauzeuge, der „Terrorist“

Gasser Abdel Razek setzt sich seit 25 Jahren für Menschenrechte in Ägypten ein. Nun sitzt er selbst hinter Gittern. Betrachtungen über die Inhaftierung eines Freundes.

Befürchtet haben wir es schon lang, dass er verhaftet wird. Zu sehr ist seine Arbeit den Herrschenden in Ägypten ein Dorn im Auge. Als Chef einer der letzten im Land verbliebenen Menschenrechtsorganisationen kannte Gasser Abdel Razek das Risiko. Er wusste: Berichte über willkürliche Verhaftungen, Folter, unfaire Gerichtsprozesse, Todesstrafen, die Beschneidung von Versammlungsrecht und Pressefreiheit zu veröffentlichen barg immer die Gefahr, eines Tages als Verteidiger der Menschenrechte selbst an der Reihe zu sein.

Dann kam in diesem Monat diese Möglichkeit immer näher, als Muhammad Bascheer und Karim Ennarah, zwei der Mitarbeiter der von ihm geleiteten Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR), verhaftet wurden. Die Festnahmen folgten auf ein Treffen im Büro der Organisation mit 13 Botschaftern und Botschaftsvertretern, die meisten aus der EU, auch der deutsche Botschafter in Kairo war dabei.

Die Diplomaten waren über die Menschenrechtslage im Land gebrieft worden. Das – davon war Gasser überzeugt – war der Auslöser der Festnahmen seiner Kollegen. Er ahnte, was als Nächstes passieren würde. Gasser schickte seine Frau und seine beiden Söhne in die Oase Fayoum, eineinhalb Stunden von Kairo entfernt, packte seine Tasche und wartete zu Hause darauf, abgeholt zu werden. Am 19. November war es so weit. In der Nacht seiner Verhaftung wurde er von der Staatsanwaltschaft verhört und am nächsten Morgen angeklagt. Er soll Mitglied einer terroristischen Vereinigung sein. Außerdem wird ihm vorgeworfen, mit Falschmeldungen die Sicherheit des Staates gefährdet zu haben.

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