Luftfahrt

Lauda: Mit 10.000 Euro nach Spanien

A flight attendant gives safety instructions to passengers aboard a Laudamotion Airbus A320 plane in Duesseldorf
A flight attendant gives safety instructions to passengers aboard a Laudamotion Airbus A320 plane in DuesseldorfREUTERS
  • Drucken

Die zu Ryanair gehörende Fluglinie Laudamotion hat regelmäßig hohe Bargeldbeträge nach Mallorca gebracht. Die Gewerkschaft fordert nun eine Prüfung der Steuerzahlungen.

Wien. Es sind doch eher ungewöhnliche Vorgänge, über die ehemals in Düsseldorf stationierte deutsche Flugbegleiter der zur irischen Billigfluglinie Ryanair gehörenden Laudamotion berichten. So hätten sie bei Flügen nach Palma de Mallorca immer wieder rote Taschen mit Bargeldbeträgen von knapp unter 10.000 Euro in die Hand gedrückt bekommen. Sie sollten das Geld im Flugzeug mitnehmen und in Spanien abgeben. Und so sei es dann auch geschehen: Sobald die Maschinen in Palma angedockt waren, sei bereits ein Ryanair-Mitarbeiter zugestiegen und habe die Taschen eingesammelt. In manchen Fällen wären so knapp 60.000 Euro in bar von Deutschland nach Spanien transportiert worden.

Dokumentiert wurden diese ominösen roten Taschen von den Flugbegleitern mit Fotos, wie aus entsprechenden Berichten der deutschen Medien „Welt“ und SWR in Zusammenarbeit mit ORF und „Profil“ hervorgeht. Und auch die heimische Gewerkschaft Vida berichtet davon, dass sich in Wien stationierte Laudamotion-Mitarbeiter ebenfalls im Vorjahr bei ihr gemeldet hätten, weil von ihnen entsprechende Bargeld-Transporte nach Palma verlangt worden seien.

Woher das Geld dabei stammt, ist klar. Es sind Einnahmen aus dem Bordverkauf, bei dem Getränke und Speisen, aber auch Parfüms und Duty-Free-Zigaretten während des Fluges von den Passagieren erworben werden. Seit diesem Jahr wurde die Zahlung aufgrund des Coronavirus komplett auf kontaktlose Verfahren umgestellt – in früheren Jahren dürften dabei aber durchaus auch große Mengen an Bargeld zusammengekommen sein. Laut der Aussage eines deutschen Flugbegleiters wurden bis zu 100.000 Euro pro Woche umgesetzt.

Ab 10.000 Euro fragt der Zoll

Dieses Geld landete zuerst im Crew-Safe der Laudamotion-Basis in Düsseldorf. So weit, so normal. Anders als bei anderen Fluglinien wurde es dann aber nicht von einem Geldtransporter abgeholt und in Deutschland bei der Bank eingezahlt. Sondern eben in Pakete von knapp 10.000 Euro aufgeteilt und nach Palma de Mallorca gebracht. Der Betrag von knapp unter 10.000 Euro lässt sich dadurch erklären, dass ab dieser Summe der Bargeldimport in Spanien aktiv beim Zoll angemeldet werden muss. In Österreich soll der Ablauf ident gewesen sein.

Warum dieser ungewöhnliche Schritt erfolgte, dazu gibt es unterschiedliche Antworten. Laut der heimischen Gewerkschaft Vida steht der Verdacht im Raum, dass das Geld ins Ausland gebracht wurde, weil dort geringere Umsatzsteuern anfallen. Denn beim Bordverkauf in einem Flugzeug gilt die Regel, dass die Umsatzsteuer immer im Land des Abflugortes zu entrichten ist. Bei einem Flug von Wien nach Berlin wäre dies also Österreich, beim Rückflug Deutschland.

Anders die Erklärung von Ryanair, die in den ersten Berichten von „Welt“ und Co. das Thema noch als Ganzes zurückgewiesen hat. Auf Anfrage der „Presse“ heißt es: „Bevor Zahlungen beim Bordverkauf kontaktlos gemacht wurden, wurde das Bargeld in Übereinstimmung mit den EU-Regeln und den Zollvorschriften zu zentralen Cash-Abwicklungsstellen in Spanien, Irland und Großbritannien gebracht.“ Grund dafür sei, dass Cash-Abwicklungen (Zählen etc.) sehr teuer seien und Ryanair dies aus Effizienzgründen zentralisiert mache.

Wegen Verlust keine Steuer

Die geäußerten Vorwürfe von „verärgerten Ex-Mitarbeitern“ seien falsch. Ryanair nennt als Beweis für die korrekte Verbuchung der Umsätze die Provisionen, die an die Mitarbeiter für den Bordverkauf gezahlt wurden. „Und die konnte es nur geben, wenn die Umsätze korrekt in das Rechnungswesen eingegeben wurden.“

Weiter heißt es: Der Bordverkauf wurde vollständig in der Bilanz von Lauda abgebildet. Da das Unternehmen jedoch Verluste macht, wurde darauf in Österreich keine Körperschaftssteuer gezahlt. Auf die Nachfrage der „Presse“, ob für Flüge ab Wien auch immer in Österreich die Umsatzsteuer abgeführt wurde, ging bis Redaktionsschluss keine Antwort ein.(jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.