Elektromobilität: Mühelos den Berg hinan

Elektromobilitaet Muehelos Berg hinan
Elektromobilitaet Muehelos Berg hinan(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
  • Drucken

Alpbacher Technologiegespräche: Die Elektromobilität verspricht Antworten auf Energieknappheit und CO2-Emissionen aus dem Verkehr – ein bestimmendes Thema in Alpbach.

Da wird Radeln auf den Berg sogar für uns Flachländer zum Spaß“, sagte die begeisterte Testfahrerin, die eines der annähernd 100 E-Bikes ausprobierte, die bei den Alpbacher Technologiegesprächen bereitstanden. Sobald man in die Pedale tritt, kommt ein Schub, als hätte man einen Beifahrer, der mitstrampelt. So kommt man fast ohne Anstrengung und Schweiß selbst den steilsten Berg hinauf. Und das noch dazu umweltfreundlich. Diese Erkenntnis hatten in letzter Zeit viele – und so erleben Elektrofahrräder derzeit einen ungeheuren Boom.

Die Akzeptanz bei den Menschen ist – neben den noch zu lösenden technischen Problemen – der entscheidende Punkt, wenn aus den Plänen der Politik Wirklichkeit werden soll. 200.000 Elektroautos sollen ja im Jahr 2020 auf Österreichs Straßen unterwegs sein. Kritiker bezweifeln das, denn die erste Generation der echten Elektroautos, die ab Herbst auf den Markt kommt, kostet in der Anschaffung noch das Dreifache von konventionellen Autos. Im Betrieb dagegen sind E-Mobile viel günstiger: Bei Benzin- oder Dieselmotoren werden maximal 30 Prozent der Energie in Bewegung umgesetzt (der Rest verpufft ungenutzt als Wärme), Elektromotoren haben einen Wirkungsgrad von mehr als 90 Prozent.

Entscheidend ist erstens, woher der Strom kommt – um das Potenzial der E-Mobilität ausschöpfen zu können, muss er aus erneuerbaren Quellen stammen. Und zweitens, wie er zu den Elektrofahrzeugen kommt. Dazu fehlen derzeit noch Infrastruktur und einheitliche Standards. Um diese zu entwickeln, haben sich Industriekonzerne wie Verbund, Siemens, Magna oder AVL sowie Forschungseinrichtungen wie das Austrian Institute of Technology (AIT) oder Joanneum Research in der Plattform „Austrian Mobile Power“ (AMP) zusammengeschlossen. Kooperiert wird mit einer Reihe von Universitäten, Christian-Doppler-Labors, Comet-Kompetenzzentren (etwa K2Mobility) und Fachhochschulen.

Dabei werden aber nicht nur die Technologien (fertig)entwickelt, sondern man beschäftigt sich auch intensiv mit den Nutzern. Der Verbund hat vergangenes Wochenende eine „BürgerInnenkonferenz“ zur Zukunft des Verkehrs veranstaltet, bei der 32 Teilnehmer ihre Vorstellungen diskutiert haben. Zuvor hatten sie vier Tage exakt Buch über ihr Mobilitätsverhalten geführt. Der wichtigste Schluss aus der dreitägigen Konferenz war, dass es attraktive Alternativen zum Individualverkehr geben sollte. Gleich an zweiter Stelle kam, dass es eine Mobilitätskarte für alleVerkehrsangebote geben sollte – also ein Karte, mit der man den öffentlichen Verkehr genauso benutzen kann wie E-Car-Sharing, City Bikes oder Krankentransporte benutzen kann. Das bedeutet, dass die Menschen Dienstleistungen wollen, um ohne großen Aufwand effizient von A nach B zu kommen. Egal, wie.

Und genau hier setzen die Konzepte zur Markteinführung der E-Mobilität an, die in einem eigenen Arbeitskreis in Alpbach diskutiert wurden. Parallel dazu wurden einige Prototypen gezeigt, wie solche Services realisiert werden können. Etwa eine litfaßsäulenförmige Ladestation (E-Moove) mit eingebautem Windrad und Abrechnungssystem für Leihfahrzeuge sowie Navigation. Oder eine Dockingstation für E-Bikes (SyCube), die nicht nur das Ausleihen vollautomatisch erledigt, sondern auch das Laden der Batterien.

Das faszinierendste Ausstellungsstück war aber der Elektrorennwagen, den Studenten der TU Graz in neunmonatiger Arbeit entwickelt und gebaut haben – und mit dem sie in Rennen an die Weltspitze gestürmt sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gericht erlaubt Stronachs Rueckzug
International

Gericht erlaubt Stronachs Rückzug bei Magna

Nach den Aktionären billigt auch das kanadische Gericht den weitgehenden Rückzug von Gründer Frank Stronach aus dem Magna-Konzern. Kläger haben aber noch 30 Tage Zeit, um gegen das Urteil zu berufen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.