Ist nur der Mensch so grantig? Eine Katze wie diese passt nicht ins Philosophenbild.
Anti-Humanismus

Mit Katzen den Menschen vernichten

Katzen lehren einen mehr als Philosophen, findet der Brite John Gray in seinem Buch „Feline Philosophy“: Wie die Apotheose von Tieren zum Vorwand wird für die Geißelung der Spezies Mensch.

Träfe sie auf der Straße ein hungriges Kätzchen und ein hungriges Menschenbaby, gestand die Schriftstellerin Patricia Highsmith einmal, „ich würde, wäre ich unbeobachtet, das Kätzchen füttern.“ Highsmith, die Kinder gar nicht und Katzen über alles liebte, hatte von diesen zeitweise sechs Exemplare zuhause. Katzen, schrieb sie, „können Menschen etwas geben, was Menschen nicht geben können: Gesellschaft, die nichts fordert und sich nicht einmischt, die sich ständig verändert und dabei so friedlich ist wie ein ruhiges Meer, das sich kaum bewegt.“

Wenn Schriftsteller oder Philosophen ausgiebig über Katzen schreiben, sind sie meist hochgradig befangen, weil leidenschaftliche Katzenbesitzer. Erich Kästner etwa, der vier davon zuhause hatte, fand, der Hund habe „ein Talent zu viel: Er lässt sich dressieren“ – und „eine Tugend zu wenig: Er ist ein Tier ohne Geheimnisse.“ Ein zärtlicher Katzenbesitzer ist auch der 72-jährige britische Philosoph John Gray, der in seinem jüngsten, im Herbst auf Englisch erschienenen Buch eine „Feline Philosophy“ entwirft, eine Katzenphilosophie also.

„Geburtsrecht auf Zufriedenheit“

Was das sein soll? Offensichtlich keine Philosophie von Katzen; denn eine Stärke dieser (und natürlich nicht nur dieser) Tiere liegt für Gray gerade darin, dass sie nicht philosophieren. Hätten Katzen einen Sinn dafür, meint er, würden sie nur Unfug darin sehen. Wie es Gray selbst tut, auch wenn er als politischer Philosoph bekannt wurde. Für Gray ist alles menschliche Philosophieren der zum Scheitern verurteilte Versuch, einer Grundangst zu entkommen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.