Champions League

Der historische Abgang

APA/AFP/FRANCK FIFE
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Indem sie gemeinsam das Spielfeld verlassen, setzen Paris Saint-Germain und Istanbul Başakşehir das bisher größte Zeichen des Profifußballs im Kampf gegen Rassismus.

Paris. „Zeichen in Europa“, „historische Entscheidung“ – und ganz viel Solidarität und Respekt: Selten in der Geschichte des Profifußballs hat ein Spielabbruch solche Reaktionen hervorgerufen.

Mit ihrem gemeinsamen Abgang vom Rasen nach einem Rassismus-Vorfall durch den Schiedsrichter-Assistenten sendeten die Champions-League-Teilnehmer Başakşehir aus Istanbul und Paris Saint-Germain ein Zeichen der Stärke und der Entschlossenheit.

„Diskriminierung hat keinen Platz. Nicht im Fußball, nicht auf der Welt“, schrieb PSG-Profi Thilo Kehrer, Brasiliens Superstar Neymar veröffentlichte ein „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen), und von Kylian Mbappé hieß es: „Say no to Racism. M. Webó we are with you“ (Wir sind bei dir). Weil die Gäste aus der Türkei sich am Dienstagabend nach den Äußerungen des Vierten Offiziellen weigerten, weiterzuspielen, entschied die Uefa kurz vor Mitternacht, die Partie nicht wieder anzupfeifen und am Mittwochabend mit einem neuen Schiedsrichter-Team rund um den Niederländer Danny Makkelie beim Stand von 0:0 nach 15 Minuten fortzusetzen.

Beleidigung und Ausrede

Der Entscheidung der Teams, vor allem forciert vom Başakşehir-Profi Demba Ba, zollten Politik, Verbände und internationale Topstars Respekt. „Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen gegenüber einer Einstellung, die sie als inakzeptabel beurteilt haben“, schrieb Frankreichs Sportministerin, Roxana Maracineanu, bei Twitter. Sie könne „die starke Symbolik ihrer Geste und ihrer Solidarität nur begrüßen“.

Darüber, was passiert war, gab es keinerlei Zweifel. Der Assistenztrainer der Gäste, der frühere kamerunische Nationalspieler Pierre Webó, hatte in der ersten Halbzeit die Rote Karte gesehen. Dabei soll es zu einer rassistischen Beleidigung durch den Vierten Offiziellen gekommen sein. Sebastian Colţescu wurde vorgeworfen, eine rassistische Formulierung für Schwarze benutzt zu haben.

Dieser Ausdruck war im leeren Prinzenpark-Stadion während der TV-Übertragung deutlich zu hören. Zudem war zu hören, dass das Schiedsrichterteam aus Rumänien versuchte, sich damit zu verteidigen, dass der Vierte Offizielle das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt habe und nicht das „N-Wort“.

Webó, Ba und andere waren anschließend zu hören, wie sie lautstark darauf hinwiesen, dass die Schiedsrichter bei einem weißen Spieler auch nicht „der Weiße“ gesagt hätten, um diesen zu identifizieren. Başakşehir twitterte sofort nach dem Vorfall das Logo der Uefa-Kampagne „No to Racism – Respect“.

„Ein Zeichen in Europa"

In den sozialen Netzwerken bekundeten Tausende ihre Solidarität. Das Fare-Netzwerk gegen Diskriminierung wertete die Ereignisse als wichtiges Signal im Kampf gegen Rassismus. „Dass Başakşehir und PSG zusammen das Spielfeld verlassen haben, setzt ein Zeichen in Europa“, erklärte der Fare-Geschäftsführer Piara Powar gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, verurteilte „die rassistische Aussage gegenüber Pierre Webó“, auch die sonst heftig rivalisierenden Istanbuler Vereine wie Galatasaray oder Fenerbahçe bekundeten in den sozialen Netzwerken Solidarität.

Schiedsrichter Ovidiu Hategan, der versuchte, die Spieler zum Weitermachen zu bewegen, hatte schon einmal mit Rassismus in einem Champions-League-Spiel zu tun. Vor sieben Jahren leitete er die Partie von Manchester City bei ZSKA Moskau, in der ihn Yaya Touré auf beleidigende Rufe aus dem Publikum aufmerksam gemacht hatte. Hategan hatte die Vorfälle in seinen Spielbericht aufgenommen, aber sonst keine Maßnahmen eingeleitet.

(red.)

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