Fahrbericht

Lexus ES: Sag zur Limousine leise Servus

Er wär' ja an sich so schön, der Lexus ES. Europa dürfte er aber bald Ade sagen.
Er wär' ja an sich so schön, der Lexus ES. Europa dürfte er aber bald Ade sagen.(c) Greber
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Klassische Stufenhecklimousinen verkaufen sich in Europa immer schlechter. Mit dem ES 300h der Toyota-Edelmarke Lexus fuhren wir noch eine Ehrenrunde, bevor diese in Bälde fast all ihre Limos aus Europa abzieht.

Er wär' ja an sich so schön. Was für Gedanken da einem beim Testen nicht durch den Kopf gegangen sind: eine unheimlich elegante, klassische Limousinen-Erscheinung; ein langer, raumgreifender Schlitten, bei dem ich – etwas weit hergeholt – an den Cadillac meines Onkels in den 1970er-Jahren dachte.

Eine tolle Front, die etwas von den Robotergesichtern der „Transformers" hat; butterweiche Federung; gnadenlos gute Sitzqualität in Leder und Beinfreiheit hinten, edle Intarsien aus Holz, geniale Soundanlage mit CD-Player (Letzterer ist heute nicht mehr selbstverständlich), Digitalanzeigen, die nicht zu fernöstlich bling-bling wirken, Holz-Leder-Lenkrad, enorm stilvolles Inneres mit einer Nuance Retro.

Und dann willst du ein kleines Kinderfahrrad für einen Neunjährigen in den an sich wirklich sehr großen Kofferraum packen und scheiterst daran. Erstmals seit drei Jahrzehnten hast du ein Auto, in das so etwas nicht recht hineinpasst. Komplett ungewohnt. Das klappt sogar im kleinen VW Polo bei umgelegter Rückbank. Dabei wär' er so schön, dieser Lexus.

Greber

Leider muss er bald verschwinden aus Europa, hört man. Konkret etwa dieser Lexus ES 300h, den wir in der Executive-Variante fuhren. Fünf Meter lang, ca. 1,7 Tonnen Masse, weil Hybridmotor: 2,5-l-Benziner mit 178 PS plus E-Motor, Systemleistung 218 PS. Der Wagen aus der größeren Limousinen-Untergruppe der Edelmarke von Toyota spielt alle Stückerln, es ist müßig, all den Luxus bis hin zum serienmäßigen Glas-Hub-/Schiebedach aufzuzählen. Fehlt nur die Minibar mit monatlichem Schampusnachschub auf Verkäuferkosten.

Kritischerweise muss man etwa über das gewöhnungsbedürftige Touchpad nörgeln, und darüber, dass das Lenkrad beim bogenförmigen Vorwärtseinparken überraschend schnell ansteht und einen zum Zurücksetzen plus Neuanlauf nötigt. Verbrauch: sechs Liter pro 100 km statt offiziell ca. 4,5; Listenpreis ab 59.700 Euro.

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Aber Lexus, einst primär für US-Kunden gedacht, blieb in Europa eine Nischenblume mit (2019) 0,36 % Marktanteil, davon knapp sieben Prozent ES-Limousinen. In Österreich wurden heuer bis Oktober zarte 195 Lexus-Exemplare aller Typen abgesetzt, Marktanteil <0,1 %, zumeist schicke Crossovers und SUVs. Zu solchen hält der Trend zulasten von Limousinen und bei relativ stabilem Kombi-Anteil generell an. Die Limo-Quote bei Neuzulassungen soll 2019 global nur noch 23 Prozent gewesen sein, und noch niedriger in Europa mit über 30 % SUV-Anteil.

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Die sympathischeren SUVs

Letztlich für Lexus der Grund, in Europa die erst seit 2018 gebaute siebte ES-Generation, ja den Fahrzeugtyp Limousine generell (mit Ausnahme des Flaggschiff-Modells LS), wohl schon 2021 wieder aus dem Programm zu nehmen.

Nun ja: Die Lexus-SUV/Crossovers sind auch eleganter und sympathischer als die meisten der pompösen deutschen Straßenannexionsstreitwagen.

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Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2020)

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