Digitale Medien

Umweltbewusstsein mit Spaßfaktor

Wer Penjii lenkt, erkennt die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Handeln und dessen Auswirkungen auf Umwelt und Klima.
Wer Penjii lenkt, erkennt die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Handeln und dessen Auswirkungen auf Umwelt und Klima.(c) imago images/Wavebreakmedia Ltd (Wavebreakmedia Ltd via www.imago)
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Nachhaltiges Handeln ist an sich ein ernstes Thema. Eine Forscherin der FH Joanneum in Graz nutzt jedoch den Spaßfaktor, um Kindern und Jugendlichen umweltfreundliches Denken zu vermitteln – und zwar mithilfe von Computerspielen.

Penjii heißt der virtuelle Held im neuesten Spiel, für das Maja Pivec vom Institut für Design und Kommunikation der FH Joanneum in Graz die Grundidee gemeinsam mit ihrem Team sowie mit externen Partnern entworfen hat. Penjiis Mission: Er schützt den Planeten vor drohenden Umwelt- und Klimakatastrophen. Dabei benötigt er freilich die Unterstützung der Spieler, die ihn am PC, Tablet oder Handy rund um den Erdball führen und ihm unter anderem helfen, die Arktis von Abfällen zu säubern oder die Artenvielfalt in den Ozeanen zu wahren. Gedacht sei das Spiel für 6- bis 14-Jährige, sagt Pivec. Sie hat sich in ihrer Forschung an der FH auf innovative Lernformen spezialisiert und dabei Computerspiele als ideales Medium für die Vermittlung von komplexen Inhalten entdeckt.

Kompetenzerwerb in Sachen Nachhaltigkeit ist für die Wissenschaftlerin ein besonders wichtiges Thema. Wer Penjii lenkt, erkennt die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Handeln und dessen Auswirkungen auf Umwelt und Klima. „Die Spieler erweitern zunächst ihr Wissen durch Informationen, die sie im Verlauf des Spiels sammeln, und müssen dann auf Basis dieses Wissens umweltrelevante Entscheidungen treffen“, erklärt Pivec. „Letztlich sehen sie in der virtuellen Welt die Konsequenzen dieser Entscheidungen, etwa, was das Klima betrifft.“ Ziel sei, die Kinder und Jugendlichen zu mehr Umweltverantwortung anzuleiten, indem sie die spielerisch erarbeiteten „green skills“ im realen Alltag umsetzen.

Weitere Spiele funktionieren ähnlich – wie etwa das ebenfalls von Pivec miterdachte „Green Hipster Hotel“ für Jugendliche ab 14, bei dem es darum geht, bei der Führung eines Hotels Faktoren wie Ressourcenschonung oder Müllvermeidung zu berücksichtigen. Damit solche Spiele den gewünschten Lerneffekt erzielen, müssen die didaktischen Inhalte so eingebettet sein, dass sie den Fortgang des Spiels beeinflussen und nicht bloß „Beiwerk“ sind, zitiert die Professorin für angewandtes Game Design und Gamification aus der Forschungstheorie.
Eine weitere Erkenntnis: Die Spielführung sollte möglichst intuitiv sein, damit man sich auf die Inhalte konzentrieren kann und nicht ständig nachdenken muss, welche Taste man wann zu drücken hat oder was der Klick auf die Maustasten bedeutet. Und: „Der Spaßfaktor darf natürlich nicht zu kurz kommen. Jede Aufgabe muss herausfordernd sein und neugierig darauf machen, was als Nächstes kommt.“

Spiel liefert Denkanstöße

Didaktische Spiele sind nicht nur für zu Hause, sondern auch für den Einsatz im Schulunterricht gedacht. Wer sie daher kostenlos von gängigen Plattformen wie Google Play oder Apple Store herunterlädt, wird auf eine Webseite verwiesen, die Toolkits mit ergänzendem Lehrmaterial für Eltern und Pädagogen bereitstellt. Maja Pivec war dabei, als Penjii im Rahmen eines Workshops an der Grazer Stadtbibliothek von Schulklassen auf Weltreise geschickt wurde. „Die Denkanstöße im Spiel lieferten Material für anschließende Diskussionen, aus denen heraus die jungen Teilnehmer abschließende Collagen gestaltet und erklärt haben“, erinnert sich die Expertin. „Weniger Plastik verwenden“, „Öfter zu Fuß gehen“ oder „Besser auf die Tiere achten“, weil diese zum Funktionieren des Ökosystems beitragen, waren nur einige der Erkenntnisse, die die Zehnjährigen für ihr weiteres Leben mitnahmen.

Die für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnete Grazer Wissenschaftlerin ist mit dem Bestreben, Umweltbewusstsein auf spielerische Weise zu vermitteln, nicht allein. Etliche Spielideen wurden, so wie „Penjii“ und „Green Hipster Hotel“, im Rahmen eines EU-Projekts an europäischen Forschungseinrichtungen entworfen und technisch von Partnerunternehmen umgesetzt. In einem zusammenfassenden Report loben die Projektverantwortlichen die Strategie Österreichs, „green skills“ im Schulunterricht zu etablieren. „Obwohl die Lehrer unter Druck stehen, das Curriculum umsetzen zu müssen, ermöglicht der interdisziplinäre Charakter der Umweltbildung deren Einbindung auf unterschiedlichsten Wegen“, heißt es in dem Report. Die Lernspiele sollen einen solchen Weg ebnen.

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