Bundesheer

Klaudia Tanners verhinderter Auslandsbesuch

Austrian Defence Minister Tanner attends a news conference in Vienna
Austrian Defence Minister Tanner attends a news conference in ViennaREUTERS
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Die Verteidigungsministerin kreiste zwar über Sarajewo, konnte aber nicht landen. Sie wollte Österreichs Soldaten in Bosnien besuchen.

Wien. Die Chancen standen fifty-fifty, als Klaudia Tanner und ihr Team um zehn Uhr beschlossen: Wir probieren es. Zwei Stunden hatte die Verteidigungsministerin (ÖVP) zu diesem Zeitpunkt schon mit ihrer Delegation am Flughafen Wien gewartet. Dann erhielt das Pilotenteam die Nachricht: Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um die bauchige Hercules C-130, den Transportflieger des Heeres, zu starten. Dann könnte sie vielleicht 60 Minuten später in Sarajewo landen.

Nachdem die Piloten aber eineinhalb Stunden über Bosnien gekreist waren (eine Reihe hinter ihnen im Cockpit saß Tanner), fiel die Entscheidung: Besuch vertagt, Flugroute geändert. Die Wetter- und Sichtbedingungen in Sarajewo waren zu schlecht. Um 14 Uhr landete man also wieder in Wien. Als kleines Ersatzprogramm gab es für die Reisedelegation dann Ćevapčići im Ministerium. In Sarajewo war auf anderem Wege schon die Specklieferung, der Weihnachtswunsch der Soldaten, angelangt.

Eigentlich hatte Tanner an diesem Donnerstag ihren ersten Truppenbesuch geplant, es sollte zu den österreichischen Soldaten in Bosnien gehen. Um 16 Uhr schaltete sich Tanner mit Generalstabschef Robert Brieger dann via Videokonferenz in das Camp Butmir in Bosnien zu. „Wenn das Heer geschätzt wird, dann hat man den Corona-Einsatz im Auge“, sagt Tanner. „Aber wir dürfen nicht müde werden, die Öffentlichkeit zu informieren, wie wichtig die Arbeit der Soldaten im Ausland ist.“

Knapp 1000 Soldaten im Einsatz

Derzeit befinden sich 319 Soldaten des Heeres in Bosnien. Ihre Aufgabe ist es, die Umsetzung des Dayton-Abkommens zu unterstützen. Auch 25 Jahre nach Abschluss des Friedensvertrags sind die Wunden des Krieges, der von 1992 bis 1995 wütete, in Bosnien und Herzegowina noch tief.

Insgesamt sind derzeit 969 Bundesheerangehörige im Auslandseinsatz. Phasenweise mussten einige Männer und Frauen abgezogen werden, um den Corona-Einsatz im Inland sicherzustellen. Der erste Auslandseinsatz fand übrigens vor 60 Jahren statt. Zu diesem Jubiläum wollte Tanner eigentlich schon einen Truppenbesuch machen, kam aber nicht dazu. Schuld war Corona, nicht der Nebel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2020)

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