Pizzicato

Nimm und mach, was (noch) geht!

Corona und der Lockdown-Reigen erinnern uns an ein paar elementare Regeln der Menschheit, etwa: Verknappung erzeugt Nachfrage.

Wenn im Winter-Lockdown nur mehr Skifahren, Eislaufen und Spazierengehen erlaubt sind, geht der Mensch Ski fahren, eislaufen und spazieren wie nie zuvor, auch wenn die Eislaufschuhe seit Jahren im Keller rasten und die Schlangen urungemütlich lang sind. Wenn zwischen zwei harten Lockdowns diverse Möbelhändler öffnen, schleppt sich der Mensch ins Möbelhaus und macht nun endlich die Besorgung, die seit Jahren unbesorgt geblieben ist. Die Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen während einer Pandemie wirken dabei weniger abstoßend als die Tatsache, dass man tut, was man nun darf – und das ist anziehend.

Man könnte diese Erkenntnis künftig nutzen und auch in pandemiefreien Zeiten mit angedrohter Beschränkung für mehr Nachfrage sorgen. Wenn gesundes Essen im Supermarkt nur zu bestimmten Zeiten oder Tagen verkauft würde, gäbe es folglich einen Ansturm auf Obst und Gemüse. Das Gleiche würde wohl für Bücher, Gesundheitsvorsorgetermine oder Fitnessclub-Mitgliedschaften gelten. Und wenn irgendjemand behauptete, es gäbe nur mehr wenige Familien in den griechischen Flüchtlingslagern, die man bei sich aufnehmen kann – ja, was wäre dann?

E-Mails: anna.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2020)

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