Porträt

Ein Albaner als Serbiens Oppositionsführer wider Willen

„Ständig hören wir Hassreden.“ Shaip Kamberi beklagt den Umgangston gegenüber der Opposition.
„Ständig hören wir Hassreden.“ Shaip Kamberi beklagt den Umgangston gegenüber der Opposition.Thomas Roser
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Für die einen ist Shaip Kamberi ein Nestbeschmutzer, für die anderen eine demokratische Stimme in der autoritären Finsternis: Der Politiker der albanischen Minderheit steht in Serbiens Parlament dem übermächtigen Regierungsblock gegenüber.

Nachdenklich blickt Shaip Kamberi aus dem Fenster des Eiscafés in der Belgrader Kosovo-Straße auf das wuchtige Gemäuer seines Arbeitsplatzes. Die ohnehin geringen Erwartungen des Anwalts an sein zweites Gastspiel in Serbiens Parlament wurden durch die ersten zwei Monate der Legislaturperiode nicht erreicht: „Ich bin nicht naiv und wusste, was mich erwartet. Aber manchmal ist es schwierig, das alles auszuhalten.“ Das Niveau und das Vokabular der Debattenbeiträge in der Skupština seien noch trister als während seines ersten Mandats vor sechs Jahren, seufzt der drahtige Minderheitenabgeordnete aus der südserbischen Kommune Bujanovac. „Ständig hören wir grobe Anschuldigungen und unflätige Hassreden gegen andersdenkende Künstler, unabhängige Journalisten und Oppositionspolitiker, die nicht einmal im Parlament sitzen.“

Eher unfreiwillig fällt der von Kamberi geführten Fraktion von sechs Abgeordneten der albanischen und bosniakischen Minderheit die Rolle der Opposition in dem 250 Sitze zählenden Parlament zu.

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