Die Welt im Strandkorb: Science Busters

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Wie man Wissenschaft verständlich und gleichzeitig unterhaltsam vermitteln kann, das zeigen einmal mehr die Science Busters in ihrem soeben erschienenen Buch „Wer nichts weiß, muss alles glauben“.

"Diese Nachricht wird sich in zehn Sekunden selbst zerstören“. Nein, nicht diese hier. Aber ähnlich klingt es im soeben erschienenen Buch „Wer nichts weiß, muss alles glauben“: Da empfiehlt der Kabarettist Martin Puntigam, das Buch selbst zu zerstören. „Reißen Sie diese Seite aus dem Buch heraus.“ Das ist freilich nur ein Experiment, denn Experimente sind auch bei der Bühnenshow der bekannten Wissenschaftsvermittler „Science Buster“ das Um und Auf. Im weniger interaktiven Medium wird das Herausreißen der Seiten als „Alzheimerprophylaxe“ angekündigt und stellt sich hinterher als Experiment zum Thema „der freie Wille“ heraus – den es nach Meinung der Neurowissenschaft und diesem Experiment zufolge nicht gibt.

Der Experimentalphysiker Werner Gruber und der theoretische Physiker Heinz Oberhummer haben sich zum Ziel gesetzt, komplexe Zusammenhänge verständlich und einfach zu erklären und unsinniges Halbwissen durch Fakten zu falsifizieren (wie etwa den Trugschluss, dass der Mensch nur zehn Prozent seines Gehirns verwendet). Gemeinsam mit dem Medizinstudium-Abbrecher Puntigam haben sie in 27 „Science Busters“-Programmen Material gesammelt, um mehr als 200Seiten mit einer feinen Mischung aus fachlichem Wissen, respektlosem Humor und der Anleitung für Bitte-zu-Hause-nachmachen-Experimente zu füllen.

Der Titel des Buchs stammt von Marie von Ebner-Eschenbach und wird bei den „Science Busters“ ernst genommen. Glaube und Aberglaube werden von wissenschaftlicher Seite geprüft: Sei es durch eine Metastudie, ob Beten therapeutisch hilft (es zeigt sich, dass es sogar gefährlich ist, jemanden wissen zu lassen, dass man für ihn betet), durch eine Anleitung zum „Do it yourself“-Blutwunder oder durch das Zerlegen der Homöopathie und seiner wissenschaftlich nicht nachweisbaren Wirkung. Neben dem Thema „Glaube“ finden sich auch die Kapitel „Liebe“, „Hoffnung“ und „Tod“, sie werden aus der Sichtweise erklärt, in der es nicht um das „Warum“ geht, sondern um das „Wie“. Auch die Spezialgebiete von Gruber und Oberhummer wie Universum oder Gehirn werden mit Fokus auf das „Wie“ vorgestellt: Wie das Leben entstanden ist, wie schwarze Löcher und dunkle Materie beschrieben werden, obwohl sie nie jemand gesehen hat, und wie es im männlichen und im weiblichen Gehirn während eines Orgasmus aussieht. Das und viel mehr beschreiben die „Science Busters“, gemischt mit gemütlichen Scherzchen und ihren Erfahrungen aus dem Wissenschafts- und Bühnenalltag, ohne auf „hard facts“ zu verzichten.


Werner Gruber, Heinz Oberhummer, Martin Puntigam: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Science Busters. 234 Seiten, 21,90 Euro (Ecowin)

veronika.schmidt@diepresse.com diepresse.com/wissenschaftsbuecher

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

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