Mein Montag

Bitte nicht schon wieder eine Hiobsbotschaft!

Und wieder kommt es anders.
Und wieder kommt es anders.(c) REUTERS (RICARDO MORAES)
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Mutanten, Impfungen & Co.: Wenn es aussieht, als würde alles streng nach Murphys Gesetz ablaufen.

Und wieder kommt es anders als erhofft. Schlimmer noch dazu. Ob die britische Mutante des Coronavirus, die Lieferprobleme bei den Impfungen oder die Aussicht auf weitere Lockdowns. Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Als Nichtpsychologe fällt mir zu enttäuschten Erwartungen aber nichts ein. Also reden wir über diesen Hiob. Er ist nicht Überbringer, sondern der Empfänger der schlechten Nachricht. Die Geschichte dazu steht im Alten Testament – ein gottgläubiger Mann wird von Gott auf die Probe gestellt. Innerhalb kurzer Zeit kommen vier seiner Knechte mit schlechten Nachrichten. Durch Krieg und Naturkatastrophen verlor er all seine Tiere, Knechte und Kinder. Im „Götz von Berlichingen“ machte Goethe den Begriff als Ausdruck für eine katastrophale Nachricht populär, damals noch als Hiobspost, die später zur Hiobsbotschaft wurde.

Manch einer spricht rund um die Pandemie auch von Murphys Gesetz: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ Auch hier lassen wir psychologische Phänomene wie selektive Wahrnehmung beiseite und widmen uns dem Ursprung. John Paul Stapp machte Ende der 1940er-Jahre Tests mit Raketenschlitten – und wie viel Beschleunigung der menschliche Körper aushalten kann. Ingenieur Edward A. Murphy entwickelte dazu Sensoren, die man auf zwei Arten anbringen konnte. Prompt schlug ein Experiment fehl, weil jemand die Sensoren falsch angeschlossen hatte. Murphy meinte daraufhin: „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonst wie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ Stapp, der für knackige Formulierungen bekannt war, machte daraus in einer Pressekonferenz „Murphy's Law“, das als geflügeltes Wort in die Populärkultur einging. Wenn das der Hiob gewusst hätte . . .

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2021)

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