Wahl

Portugal: Der Triumph des Professors

PORTUGAL-ELECTIONS-PRESIDENT-RBEELO DE SOUSA
PORTUGAL-ELECTIONS-PRESIDENT-RBEELO DE SOUSAAPA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA
  • Drucken

Amtsinhaber Marcelo Rebelo de Sousa gewann die von der Coronakrise überschattete Präsidentschaftswahl - mit einem Traumergebnis. Aber auch die Rechtspopulisten haben in Portugal Aufwind.

Auch die niedrigste Wahlbeteiligung der demokratischen Geschichte bei einer Präsidentenwahl schadete Marcelo Rebelo de Sousa nicht. Es schritten zwar nur knapp 40 Prozent der portugiesischen Wahlberechtigten zu den Urnen - vermutlich auch, weil die im Land äußerst schlimm wütende Corona-Epidemie die Wähler abschreckte. Doch der 72-jährige moderate und parteilose Rechtsprofessor konnte am Sonntag trotzdem mit 60,7 Prozent ein Traumergebnis einfahren. „Professor Marcelo“, wie ihn seine Anhänger auf der Straße rufen, bleibt damit für weitere fünf Jahre Portugals Staatsoberhaupt.

Weit abgeschlagen landeten die beiden wichtigsten Herausforderer hinter dem Amtsinhaber: Die frühere sozialistische EU-Abgeordnete Ana Gomes, die als unabhängige Kandidatin antrat, holte 12,97 Prozent. Der rechtspopulistische Kandidat André Ventura der Rechtsaußenpartei Chega („Es reicht“) erhielt 11,9 Prozent. Für die fremden- und europafeindliche Rechtsbewegung ist dies gleichwohl ein Erfolg, der signalisiert, dass auch Portugal nicht länger ohne rechtspopulistische Tendenzen auskommt. In der Parlamentswahl in 2019 hatte sich Chega noch mit 1,3 Prozent begnügen müssen.

Corona hat das Land im Griff

Die Präsidentenwahl wurde stark von der Corona-Epidemie überschattet, die Portugal derzeit noch heftiger im Griff hat als alle anderen europäischen Länder. Das kleine EU-Land am Atlantik, in dem 10,3 Millionen Menschen leben, hat derzeit die höchste Infektionsrate der Welt. Der Statistik der US-amerikanischen Johns Hopkins University zufolge betrug die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt 841 Infektionsfälle pro 100.000 Einwohner – das ist ein Vielfaches dessen, was momentan in Deutschland (111) und Österreich (118) registriert wird. Die Wahlen fanden deshalb unter strengen hygienischen Auflagen statt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.