Morgenglosse

Nur zur Erinnerung: Die bösen Impfstoffhersteller retten gerade die Welt

(c) REUTERS (YARA NARDI)
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Man könnte fast den Eindruck bekommen, die Pharmakonzerne wären das Hauptproblem in dieser Pandemie. Zeit für einen Einspruch.

Ist es nun  ein „Chaos“, ein "Desaster“, ein „Krieg der Worte"? Der Impfstoff-Schlagabtausch zwischen Politik und Pharmariesen elektrisiert Europa. Zusagen würden nicht eingehalten, wird behauptet. Das empört. Und es wäre auch keine Bagatelle. Es geht um Geld, um Wirtschaftskraft - und vor allem um Menschenleben. Da zählt jeder Tag, jede Stunde. Jede Ungereimtheit ist zu enthüllen, jedes falsche Spiel aufzudecken. Trotzdem irritiert allmählich, wie manche europäische Politiker subtil an der Erzählung von den bösen Impfstoffherstellern stricken, während sie selbst frei nach Bernhard Tilg "alles richtig gemacht" haben. Man könnte fast den Eindruck bekommen, die Impfstoffhersteller wären das Hauptproblem in dieser Pandemie.

Manchmal lohnt sich ein Schritt zurück. Der Weitwinkel rückt die Dinge ins Verhältnis. In weniger als einem Jahr (!) ist es gelungen, gleich mehrere Impfstoffe gegen eine todbringende und weltumspannende Seuche nicht nur zu entwickeln, sondern auch zur Marktreife zu bringen. Das wird mittelfristig vermutlich Millionen Menschenleben retten. Das ist eigentlich unfassbar. "Ein Wunder", nannte es kürzlich Bill Gates. Die Voraussicht von Jahrhundertdenkern wie Biontech-Mitgründer Ugur Sahin lässt noch heute staunen, der schon über eine Vakzin grübelte, als die meisten von uns Corona noch für eine Biersorte hielten. Und man will sich gar nicht ausmalen, wie lange die Impfstoffentwicklung gedauert hätte, wenn hier der Staat und sein Projektmanagement Regie geführt hätten. Vermutlich müsste man in Dekaden denken. Jedenfalls ist die Politik schon an einfacheren Übungen gescheitert. Wer Zweifel hat, möge - nur zum Beispiel - die Ruine Kaufhaus Österreich besichtigen.

Dass Pharmakonzerne nicht nur altruistische Motive leiten, ist eine Binse. Dass sie der Wettbewerb zugleich anspornte, noch schneller noch wirksamere Vakzine als die Konkurrenz zu entwickeln, ist aber zuvorderst ein Beleg für die Kräfte der Marktwirtschaft. Die Impfstoff-Errungenschaften im Kampf gegen Corona dürfen wir jedenfalls schon jetzt unter den größten Leistungen in der Geschichte der Menschheit verbuchen. Das sollten wir in diesen Tage nicht vergessen.

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