Serbisch-orthodoxer Patriarch besucht Österreich

Serbischorthodoxer Patriarch kommt Freitag
Serbischorthodoxer Patriarch kommt Freitag(c) EPA (KOCA SULEJMANOVIC)
  • Drucken

Am Freitag beginnt die fünftägige Visite von Patriarch Irinej - sein erster Auslandsbesuch seit seiner Wahl. Anlass ist der 150. Geburtstag der Gemeinde in Wien, die mittlerweile zur viertgrößten der Welt wurde.

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. kommt am Freitag zu einem offiziellen Besuch nach Österreich, der ersten Auslandsvisite seit seiner Wahl im Jänner. Anlass des fünftägigen Besuchs, der den Patriarchen nach Wien und Linz führt, ist das 150-jährige Bestehen der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde St. Sava in Wien. Am Freitagabend findet in der Nationalbibliothek ein Festakt statt. Samstag und Sonntag zelebriert der Kirchenführer feierliche Gottesdienste in Wien und Linz. Am Montag stehen Begegnungen mit Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn auf dem Programm.

Der Festakt im Prunksaal der Nationalbibliothek wird von der Ökumenischen Stiftung Pro Oriente und der Kirchengemeinde St. Sava ausgerichtet. Irinej (Gavrilovic) - sein Titel lautet: Erzbischof von Pec, Metropolit von Belgrad-Karlowitz und Serbischer Patriarch - wird eine Ehrenurkunde aus Anlass seiner Ernennung zum "Protektor der Stiftung Pro Oriente" überreicht. Österreichs ehemaliger Botschafter in Belgrad Michael Weninger hält die Laudatio. In der serbischen Kirchengemeinde in Wien heißt es, Patriarch Irinej habe nach seiner Wahl "deutliche Signale in Richtung Dialog mit Rom" gesandt.

In seiner Festrede wird der Patriarch zum Thema "Zwischenkirchliche Kontakte mit besonderer Berücksichtigung des 1700. Jahrestages des Mailänder Edikts" sprechen. Das Jubiläum des Edikts von Mailand (von 313 n. Chr.), das auf Kaiser Konstantin zurückgeht und das Ende der Christenverfolgung im Römischen Reich besiegelte, soll 2013 in Nis gefeiert werden. Aus diesem Anlass hofft die serbische Kirche auf einen Besuch von Papst Benedikt XVI. in Serbien, wie der Patriarch im Vorfeld der Österreich-Reise erklärte. Dieses Ereignis solle zu einer "neuen Begegnung der Kirchen in Ost und West" führen.

Besuch im KZ Mauthausen

Am Samstag zelebriert Patriarch Irinej in der serbisch-orthodoxen Kirche des Hl. Vasilije von Ostrog in Linz einen Gottesdienst, dem nach Informationen der Kirchengemeinde voraussichtlich auch der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz, Altbischof Maximilan Aichern und der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer beiwohnen werden. Am Nachmittag besucht Irinej die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Mauthausen.

Am Sonntag findet eine panorthodoxe Liturgie in der serbisch-orthodoxen Kirche der Auferstehung Christi im 2. Wiener Gemeindebezirk statt. Bei dem feierlichen Gottesdienst werden zehn Metropoliten und Bischöfe des Ökumenischen Patriarchats, wie der Russisch-, Rumänisch- und Serbisch-Orthodoxen Kirche, konzelebrieren. Erwartet wird auch Kardinal Schönborn, Vorsitzender der Römisch-Katholischen Bischofskonferenz. Auf dessen Einladung nimmt Irinej am Nachmittag in der Wiener Stadthalle an der Maria-Namen-Feier teil. Am Abend geben die Franziskaner für ihn einen Empfang.

Der Montag ist Gesprächen Irinejs mit hochrangigen österreichischen Repräsentanten vorbehalten. Der Patriarch nimmt ein Frühstück bei Kardinal Schönborn ein und besucht dann im Dommuseum die Ausstellung "Serbien - kulturelle Brücke zwischen Ost und West", die im Juni im Beisein des serbischen Staatspräsidenten Boris Tadic eröffnet worden war. Anschließend wird Irinej von Bundespräsidenten Fischer und von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) empfangen. Am Abend führt ihn Metropolit Michael Staikos durch die griechisch-orthodoxe Kathedrale der Hl. Dreifaltigkeit in der Wiener Innenstadt.

Wien viertgrößte serbisch-orthodoxe Stadt

In Wien und Umgebung leben an die 200.000 serbisch-orthodoxe Christen, in ganz Österreich sind es rund 400.000. Damit zählt die Bundeshauptstadt bevölkerungsmäßig zu den vier größten serbischen Städten der Welt. Im Vorfeld des Besuches ist bereits angedacht worden, einen eigenen serbisch-orthodoxen Bischof für Österreich zu ernennen.

Die Wien-Visite Irinejs läuft anlässlich des Jubiläums der hiesigen Gemeinde "außer Programm" - denn der neue Patriarch wird erst am 3. Oktober im Kloster von Pec (albanisch Peja), dem historischen Kirchensitz, im Westen des Kosovo feierlich in sein Amt eingeführt. Danach wird er dem Ökumenischen Patriarchat in Istanbul und den traditionellen östlichen Patriarchaten Besuche abstatten.

Die serbische Kirchengemeinde in Wien betont, der Patriarch trage offen den bekannten Standpunkt seiner Kirche zum Kosovo vor, "dass Kosovo-Metohija ein Teil Serbiens sei und es auch bleiben solle". Bei einem Besuch in Pec hatte Irinej gegen einen unabhängigen Kosovo Stellung bezogen. Am 22. Jänner war er zum Nachfolger von Pavle I. gewählt worden, tags darauf wurde er in der Belgrader Kathedrale inthronisiert, dem Sitz des Patriarchats seit 1920. Pec, seit 1253 Sitz serbischer Erzbischöfe, gilt aber weiter als spirituelles Zentrum. Der Patriarch (bürgerlicher Name: Miroslav Gavrilovic) wurde 1930 in Ostserbien geboren. 1974 wurde er zum Bischof von Moravica ernannt, seit 1975 war er Bischof von Nis.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Serbias newly elected Patriarchs newly elected Patriarch
Religion

Patriarch Irinej für "Einheit in Vielfalt" der Christen

Der serbisch-orthodoxe Patriach Irinej I. betonte bei seinem Besuch in Wien, dass die christliche Theologie "dialogisch" sei, die Unterschiede der einzelnen Kirchen müsse aber respektiert werden.
Serbisch-orthodox Bischof Oesterreich
Religion

Eigener serbisch-orthodoxer Bischof für Österreich?

Die serbisch-orthodoxe Kirche denkt über eine eigene Diözese samt Bischof für die rund 400.000 Gläubigen in Österreich nach. Im September kommt das Oberhaupt der Kirche, Patriarch Irinej, nach Wien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.