Atahualpa, letzter Kaiser der Inka 1502–1533 auf einem Kupferstich von 1597.
Die Welt bis Gestern

Wie der Inka-König Europa erobert

„Was wäre, wenn ...“ ist ein beliebter Ausflugsort der Fantasie, auch bei seriösen Historikern. Ein Romanautor treibt das Spiel auf die Spitze und hat Spaß dabei.

Als Christoph Columbus nach seiner ersten Amerika-Fahrt 1492 nach Spanien zurückkehrte, legte er dem Herrscherpaar Ferdinand und Isabella sein Bordbuch vor. Das Tagebuch berichtete von der friedlichen Begegnung der Europäer mit den „Indios“. Es waren Menschen, die keine Waffen wie die Spanier besaßen, schrieb er, nicht einmal Eisen kannten sie, es sei nicht schwer, aus ihnen gute Christenmenschen zu machen, ihr Land böte ohne Zweifel große Goldmengen. Doch was wäre, wenn Columbus durch widriges Schicksal gar nicht mehr zurückgekehrt und am spanischen Hof in Vergessenheit geraten wäre?

Der französische Autor Laurent Binet bietet uns in seinem jüngst erschienenen Erfolgsroman „Eroberung“ eine alternative Erzählung. Das Tagebuch des Columbus, das er in seinen Roman einbaut, ist eine listige Parodie, es klingt ganz so wie das Original, aber man wird zusehends irritiert: Die Tonlage stimmt, doch der Inhalt weicht zunehmend vom tatsächlichen Geschehen ab. Welches Spiel treibt der Autor da mit uns?

Binet imitiert gekonnt verschiedene Stile historischen Erzählens, wie man sie aus Chroniken der Zeit kennt. Bei ihm sieht es gar nicht gut aus für die entdeckungsfreudigen Spanier, im März 1493 endet das Diarium des Columbus, alles deutet darauf hin, dass hier etwas schiefgelaufen ist. Seine Schiffe werden von den freundlichen Einwohnern gekapert, die Besatzung kommt ums Leben. Letztlich kehrt keiner in die Heimat zurück, um die Kunde von dem entdeckten Land zu verbreiten, Columbus selbst verlottert zunehmend.

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