Kommentar

Reif für die Insel: Lieber nicht!

Palm trees are silhouetted at sunset during the outbreak of the coronavirus disease (COVID-19), in Los Angeles
Palm trees are silhouetted at sunset during the outbreak of the coronavirus disease (COVID-19), in Los AngelesREUTERS
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Besonders in Corona-Zeiten, wenn noch dazu Väterchen Frost vor dem Haus tobt, ist die Sehnsucht nach Palmen groß. Die Realität schaut dann aber oft anders aus.

Von Kokosnüssen, Muscheln und Ratten ernährten sich drei kubanische Schiffbrüchige auf einer unbewohnten Karibikinsel, bevor sie nach 33 Tagen von der US-Küstenwache gerettet wurden. Man vermag sich das lieber gar nicht vorzustellen wie sich die Jagd nach Essbarem gestaltete, Ratten auf Inseln sind manchmal so groß wie Hunde. Und Wasser fehlte offenbar auch. Generell gilt das Eiland ja als Sehnsuchtsort. Komischer Weise wollen aber Einheimische, die dort leben, oft auswandern, weil die beruflichen Aussichten dürftig sind; während andere Menschen wiederum viel Geld ausgeben, um sich bei ozeanischem Plätschern zu erholen. Besonders in Corona-Zeiten, wenn noch dazu Väterchen Frost vor dem Haus tobt, ist die Sehnsucht nach Palmen groß.

Die Realität schaut dann aber oft anders aus, nicht nur für unfreiwillige Robinsons - oder Sonnenhungrige, die sich in hässlichen Hotelsilos weit weg vom Strand wiederfinden. Klar, es gibt auch hübsche Bungalows, aber eben nicht überall. „Reif für die Insel“, mit diesem Hit begeisterte 1981 Peter Cornelius. Und manches darin scheint sich gar nicht geändert zu haben, so heißt es u. a. in dem Song: „I arbeit’s ganze Jahr schön brav fürs Finanzamt“. Da fühlt man sich auch heute noch überreif zum Ausreißen. Nur: Was macht so eine Insel mit einem? Vulkane explodieren auf ihr, Haie umkreisen sie, Plastik vermüllt sie - und die Eingeborenen sind auch oft keineswegs so freundlich wie im bunten Prospekt beschrieben.

Trotzdem lockt die Insel, auf jeden Fall zum freiwilligen, weniger zum unfreiwilligen Verbleib. Doch bis auf weiteres müssen wir uns vermutlich noch mit Filmen begnügen, zum Beispiel „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio (Netflix, schaurig), „Pirates of the Caribbean“ & Co (fast schon ein Klassiker, zum Ausleihen auf Amazon Prime) oder „Madeira“ (Doku, Amazon Prime). Im Stream gibt’s auch einen der bezauberndsten Insel-Filme, die je gedreht wurden: „Die rote Schildkröte“ von Michael Dudok de Wit (Animation): Ein Schiffbrüchiger trifft eine geheimnisvolle Frau, eine Nixe. So etwas dürfte sich im richtigen Leben wohl eher selten ereignen.

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