Hieronymus Bosch zeichnete im 15. Jahrhundert den Gaukler auf dem Jahrmarkt, der sein Publikum in den Bann zieht.
Pseudowissenschaftler, Populisten und Quacksalber

Die Stunde des Scharlatans

Der Scharlatan spielt mit den Hoffnungen und Verführbarkeiten des Menschen. In der Krise hat er Konjunktur. Mit seiner Wortgewalt verdreht er die Wahrheit und schießt die Gehirne sturmreif. Über Pseudowissenschaftler, Populisten und Quacksalber.

Zum Entsetzen von Medizinern und Gesundheitsbehörden schlug US-Präsident Trump Chlordioxid, ein Desinfektionsmittel, als Heilmittel gegen Covid-19 vor. Fachleute warnten in der Folge vor schweren gesundheitsschädlichen Folgen. Die Einnahme gilt als extrem gefährlich, ebenso wie die von Methylalkohol, Silberlösungen, Kokain etc. Es verwundert freilich nicht, dass Wundermittel gegen gefährliche Krankheiten Konjunktur haben und damit die Personen, die bei verunsicherten Menschen ihre Geschäfte machen, von esoterisch angehauchten Heilpraktikern und Schamanen bis zu Astrologen und Fernsehpredigern. Das Prinzip ist nicht neu, nur die Krankheiten kann man beliebig austauschen.

Die Akupunktur, schon um 1820 in Europa eine Modetherapie, wurde 1929 mit dem Schriften von George Soulié de Morant wiederentdeckt. Er berief sich auf chinesische Ärzte, die während einer Cholera-Epidemie in Peking mit dieser Methode Patienten heilten. So wurde er 1901, mit 22 Jahren, ein erfolgreicher Akupunkteur. Nie gab es eine Erklärung, woher er Chinesisch konnte und wieso Ärzte in China einem Ausländer ihre Geheimnisse, die sie nur Söhnen und erprobten Schülern weitergaben, verraten hätten sollen. Es stimmte gar nichts, es gab keine Cholera in Peking, Souliés Lebenslauf war gefälscht, es gab weder die Lehrer noch die Patienten.

Uninformierte Opfer.Überzeugungskünstler, die es schafften, ihren arglosen Mitmenschen ein Produkt, sei es ein Heilmittel, eine Geschäftsidee oder eine politische Ideologie zu verkaufen, gab es schon immer. Je ärger die Krisen, desto höher die Nachfrage. So ähneln die Gauner von heute jenen, die es schon immer gegeben hat. Zogen sie als Hausierer früher von Haus zu Haus, nutzen sie heute hochkomplizierte Algorithmen und versenden Nachrichten an ihre Opfer. Die sind oft uninformiert oder desinteressiert und gewillt, jeder Behauptung Glauben zu schenken, die sie irgendwie anspricht.

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