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Wenn ein Retter zum Buhmann wird

DFB Cup - Quarter Final - Borussia Moenchengladbach v Borussia Dortmund
DFB Cup - Quarter Final - Borussia Moenchengladbach v Borussia DortmundPool via REUTERS
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Marco Rose war nach Salzburg auch bei Gladbach als Motivator gepriesen. Seit der Trainer seinen Abschied angekündigt hat, häufen sich Kritik, Niederlagen – und Fan-Anfeindungen.

Mönchengladbach. Fußball ist eben ein sehr schnelllebiges Geschäft. Als Marco Rose im Sommer 2019 Salzburg in Richtung Gladbach verlassen hatte, herrschte Aufregung und Aufbruchstimmung bei den „Fohlen“. Der Retter, Motivator und Trainer der Zukunft werde den Klub, der immerhin fünfmal deutscher Meister gewesen war (zuletzt 1977), zurück in die Erfolgsspur führen. Jetzt, knapp zwei Jahre später, steht man vor einem tiefen Graben. Zwischen Spielern, Fans, Sportdirektor auf der einen Seite – und Rose auf der anderen. Denn seitdem er vor 16 Tagen seinen Abschied angekündigt hat, läuft nichts mehr so, wie es einmal gewesen ist. Gar nichts.

Gladbach hat seitdem alles verloren: in der Liga zwei Partien und damit den Anschluss an die ersehnten Champions-League-Plätze. In der Königsklasse droht das Aus, das Achtelfinal-Hinspiel gegen Manchester City ging klar mit 0:2 verloren. Und auch im DFB-Cup ist der Zug abgefahren. Gladbach unterlag Dortmund mit 0:1. Damit ist der (hausgemachte) Wirbel jedoch längst nicht erklärt: Fans laufen Sturm und haben sich gegen Rose gewandt und ihn auch schon bedroht. Der Trainer gab zu, dass „die Situation fordernd“ sei. Dass sich zu allem Überfluss sein Assistent Rene Marić im Live-TV mit Dortmunds Stürmerstar Erling Håland über gemeinsame Zeiten bei Salzburg unterhielt, kam bei den schwer enttäuschten Fans ebenfalls gar nicht gut an.

In 16 Tagen alles verloren

Fußball-Deutschland rätselt, ob Gladbach und Manager Max Eberl nicht besser daran getan hätten, Rose nach dessen Entscheidung freizustellen. Den gebürtigen Leipziger jetzt außerdem im Cup gegen den zukünftigen Arbeitgeber taktieren zu lassen, konnte nicht gut gehen. Welchen Rückhalt hat denn der 44-Jährige, dessen schillerndes Siegerimage verblasst ist, denn noch? Er ist längst kein Retter mehr, sondern nur noch ein Buhmann, der offenbar bis Saisonende durchhalten muss respektive unbedingt will.

Rückblick: Die erste Saison lief traumhaft. Gladbach schaffte es mit dem Trainer, der in Salzburg für Furore und auch im Europacup für Aufsehen (Halbfinale in der Europa League, Sieg in der Youth League) gesorgt hatte, sogar auf Anhieb in die lukrative Champions League. In der aktuellen Spielzeit schnupperte man wieder an den Top 4, war im Cup gut im Rennen, hoffte auf Europa – und dann passierte das, was keiner beim 1900 gegründeten Traditionsverein hatte glauben wollen: Rose verkündete seinen Abschied mit Saisonende.

Alles hat Rose in den vergangenen 16 Tagen bereits verloren, nur einer steht weiterhin zu ihm: Sportdirektor Max Eberl. Es ist ein durchaus außergewöhnliches Signal. Schließlich ist der Trainer immer der erste, der bei Misserfolgen und Enttäuschungen gehen muss. Eventuell mangelt es aber auch an verfügbaren Alternativen.

Zuspruch des Sportdirektors

Der Druck jedenfalls wird größer werden, daran gibt es keinerlei Zweifel. Denn eine Trendwende scheint ausgeschlossen. Rose wirkt nicht mehr so fokussiert, ruhig und dem Spiel verschrieben, das mit hohem Pressing und vielen Flanken funktioniert. Er denkt über anderes nach, muss zugeben, dass das alles auch an ihm „nicht spurlos vorbeigeht“. Beim harten Kern der Anhängerschaft sind Rose und seine Assistenten nach vier Niederlagen in Folge schwer angezählt. Nur, wie geht es weiter? Die Spieler beharrten jedenfalls trotz der Negativserie darauf, dass keine Probleme zwischen ihnen und dem Trainer bestünden.

In der Königsklasse ist das Aus unvermeidbar, zwei Tore Vorsprung lässt sich Pep Guardiola nicht mehr abluchsen. In der Bundesliga wartet am Samstag das Duell mit Leverkusen und im Fall einer weiteren Niederlage droht der Rückfall auf Platz zehn der Tabelle. Damit wäre auch der Europacupplatz in weite Ferne gerückt. Und dann bliebe auch Eberl nichts anderes mehr übrig, als einen Schlussstrich zu ziehen. Unterlässt er es, stolpert er letzten Endes selbst noch über den Trainer, von dem er sich die großartige Wende in Gladbach erhofft hatte.

Fredi Bobić geht nach Berlin

Offenbar Lust auf eine neue Aufgabe scheint auch Fredi Bobić zu haben. Am Dienstagabend bestätigte der 49-Jährige in der ARD-Sendung „Sportschau“ seinen Abschied von Eintracht Frankfurt (Trainer Adi Hütter) im Sommer. Dass er zu Liga-Konkurrenten Hertha BSC wechselt und damit nach Hause zu seinen Freunden und vor allem der Familie kommt, verriet der Ex-Teamspieler nicht. Muss er auch nicht: „Bild“ deckte auf, dass Frankfurter den Sportvorstand gegen eine Ablöse von fünf Millionen Euro aus dem bis 2023 laufenden Vertrag entlassen werde.
Berlin ist aber ein hartes Pflaster. Eintracht wird es in den Europacup schaffen, Hertha gerade einmal nicht absteigen. (fin)

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