Nun öffentlich

Dolce & Gabbana verklagt Instagram-Polizei Diet Prada

(c) REUTERS (ALESSANDRO GAROFALO)
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Das italienische Modelabel Dolce & Gabbana hat Klage gegen die Instagram-Seite Diet Prada, die dem Unternehmen Rassismus vorgeworfen hatten, eingereicht.

2018 war nicht gerade ein gutes Jahr für Dolce & Gabbana. Das Modeunternehmen veröffentlichte damals in Vorbereitung auf eine Modenschau in Shanghai eine Reihe von Videos, die chinesische Kundschaft umwerben sollten, aber genau das Gegenteil taten. Die Kampagne, die etwa ein chinesisches Model zeigte, wie es versuchte Spaghetti mit Stäbchen zu essen, wurde als rassistisch und arrogant empfunden. Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken war so groß, dass nicht nur die Videos gelöscht wurden, sondern auch die Show abgesagt wurde.

Noch größeren Schaden richteten aber die Instagram-Privatnachrichten von Designer Stefano Gabbana an, der sich darin rassistisch äußerte und China etwa als "Scheißland" bezeichnete. Die Ausrede, der Account des Designers sei gehackt worden, wirkte wenig glaubwürdig. Im Anschluss baten die Designer in einem Video um Verzeihnung.

500 Millionen Euro Schadensersatz

Screenshots dieser Nachrichten wurden dem Instagram-Korrektiv Diet Prada geschickt, das sich darum bemüht, Probleme wie Rassismus, aber auch Plagiate in der Mode aufzuzeigen, weshalb die Nachrichten einer bereiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Nun wurde bekannt, dass Dolce & Gabbana schon wenige Monate nach dem Vorfall eine Klage gegen die beiden Blogger, die hinter Diet Prada stehen, eingereicht haben. Gefordert werden über 500 Millionen Euro Schadensersatz, denn das Geschäft habe zwischen 2018 und 2019 im asiatischen Raum starke Einbußen verkraften müssen.

Die beiden angeklagten Blogger Tony Liu and Lindsey Schuyler haben die Klage nun öffentlich gemacht. Zum einen, schreiben sie auf Instagram, weil die USA gerade von einer Reihe rassistisch motivierter Angriffe auf asiatisch-stämmige Menschen heimgesucht wird. Zum anderen, weil man um Spenden für den Prozess bitten will. Denn bei der Klage handelt es sich um den Kampf David gegen Goliath, ein Milliardenunternehmen geht gegen einen unabhängigen Instagram-Account vor.

Öffentlich entschuldigen, still klagen

Die Öffentlichmachung der Klage reißt alte Wunden wieder auf. Denn in der Zwischenzeit hat sich Dolce & Gabbana mit einer neuen Kommunikationsstrategie und engen Beziehungen zu Hollywood-Stylisten wieder auf die (virtuellen) roten Teppiche dieser Welt, wie etwa bei den Golden Globes und auch auf Magazintiteln, katapultiert. Und auch inmitten der Coronavirus-Pandemie tat sich das Unternehmen mit Spenden für die Forschung und Behandlung von Covid-19 hervor.

Nun stellt der Rechtsstreit infrage, ob sich das Unternehmen seiner Schuld wirklich bewusst ist. Sich öffentlich zu entschuldigen und dann heimlich zu klagen, spricht eine andere Sprache. Diet Prada will unterdessen nicht klein beigeben und weiterhin als Watchdog der Modeindustrie tätig sein.

(chrile )

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