Die Welt bis Gestern

Der Mythos Burgund: Im Reich von Philipp dem Guten

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Wie zwischen Frankreich und Deutschland eine einflussreiche Macht, politisch wie kulturell, entstand – und wieder verschwand. Was blieb, sind Belgien und die Niederlande.

Beim Festmahl verschlug es den Gästen den Atem. „Die größte Überraschung war ein blauer Widder, der sich mit seinen vergoldeten Hörnern den Weg aus einer gewaltigen Pastete bahnte. Gleich darauf entstieg der kolossalen Blätterteigkonstruktion außerdem ein Riese, der zur Freude der Zuseher mit einer hüpfenden Zwergin herumzutollen begann.“ Philipp der Gute hatte mit seinem Hochzeitsbankett am 7. Jänner 1420 in Brügge das legendäre Hochzeitsgelage von Cambrai, jenes seines Großvaters Philipp des Kühnen am 12. April 1358, noch übertroffen. Damals war Wein aus Tischbrunnen geflossen, waren zu Pyramiden aufgeschichtete Bratenstücke von Kalb, Reh, Hirsch, Wildschwein gereicht und am Tisch ein gefüllter Pfau flambiert worden. „Die Köche gaben sich größte Mühe, die Gäste mit originellen Arrangements zu überraschen: Sie stopften Schweinebäuche mit Wurstketten aus, die beim Aufschneiden als eine Art opulenter Rosenkranz auf den Tisch glitten.“ Nachtisch gab es auch: Kuchen, Waffeln, kandierte Früchte. Bananen, Orangen und Pfirsiche hatten die Rückkehrer von den Kreuzzügen ins Land gebracht.

So beschreibt es Bart Van Loo in „Burgund – Das verschwundene Reich“.

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