Roman

Benedict Wells: Die Jugend ist ein hartes Land

Benedict Wells erzählt von Dingen, die man nur einmal, weil das erste Mal erlebt.
Benedict Wells erzählt von Dingen, die man nur einmal, weil das erste Mal erlebt.⫻ Roger Eberhard
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Zum Weinen schön, zum Schmunzeln traurig: Benedict Wells hat einen zu Herzen gehenden Coming-of-Age-Roman geschrieben.

Um zur Essenz eines Begriffs vorzudringen, muss man manchmal auf eine andere Sprache zugreifen. Das gilt etwa für den Ausdruck „Coming of Age“, der den komplexen Prozess des Erwachsenwerdens wertfrei auf den Punkt bringt. Im deutschen „Entwicklungsroman“ schwingt der bildungsbürgerliche Erfolgsdruck mit, das „Jugendbuch“ wiederum bleibt an der Lebensalter-Schwelle stecken. Diese leichten Fußes und schweren Herzens zu überschreiten, um auf der anderen Seite als der- oder dieselbe und gleichzeitig jemand anderer anzukommen, das beschreibt nur „Coming of Age“.

Es ist kein Zufall, dass sich auch der deutsche Autor Benedict Wells in seinem jüngsten Roman „Hard Land“ dieses Begriffs bedient. Dieser passt umso besser, als Wells vom Leben im amerikanischen Heartland in den 1980ern erzählt, vom 15-jährigen Einzelgänger Sam Turner und seiner Suche nach seinem Platz in Grady, Missouri. Unter den Abertausenden Örtchen seines Schlags sticht Grady durch zwei Alleinstellungsmerkmale hervor: Erstens hütet es angeblich 49 Geheimnisse und zweitens lebte dort einst der (fiktive) Schriftsteller William Morris, dessen bekanntestes Werk „Hard Land“ einen Preis gewann und über das seit Jahrzehnten alle Schüler mit 17 ihren Jahresaufsatz schreiben müssen.

Sam Turner hat es schwerer als andere. Der Sonderling kennt Angststörungen und Mobbingattacken, seine überlebensgroße ältere Schwester Jean profiliert sich an der Westküste, sein Vater spricht kaum mit ihm – und seine geliebte Mutter stirbt mit erst 45 Jahren gerade an Krebs. Als die sommerliche „Versendung“ zu seinen gewalttätigen Cousins in Kansas droht, bewirbt Sam sich für einen Sommerjob im örtlichen Kino, das – ebenso wie Grady – auf die permanente Schließung zusteuert.

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