Spielraum

Vorarlberg und Österreichs Kinder als Wegweiser

Lockerungen im Sport sind der beste Weg aus der Krise, sie müssen aber – mit Eintrittstests – auch schleunigst für Erwachsene und den ganzen Amateursport ermöglicht werden.

Die vierte Novelle zur vierten Schutzmaßnahmenverordnung hat aus sportlicher Sicht für Österreich große Wirkung. In der ab Montag gültigen Verordnung des Gesundheitsministeriums ist es Kindern und Jugendlichen (bis 18 Jahren) endlich wieder erlaubt, Sport bei ihren Vereinen auszuüben. Österreich bewegt sich also wieder? Nicht ganz. Zumindest für 571.000 Kinder gibt es grünes Licht. Der Rest verharrt leider starr – und wundert sich.

Diese bundesweiten Lockerungsschritte treten nur für Sport im Freien in Kraft. Gruppen von bis zu zehn Kindern, für sie reicht der Schultest zum Eintritt, dürfen dann mit maximal zwei Trainern, die einmal pro Woche getestet sein müssen, trainieren. Mit zwei Metern Abstand, ohne Körperkontakt, also ohne Match. Aber immerhin.

Erwachsene, Amateure und Eventveranstalter müssen warten. Weder verpflichtende Tests und explizite Hygienekonzepte noch der dezidierte Hinweis auf Freiluftsport erwirkten bei Gesundheitsminister Rudolf Anschober ein Umdenken. Gehörigen Zorn ob der fehlenden Perspektiven hegen auch Hallenbetreiber. Selbst für Reitsport oder Tennis, unbestritten mit mehr Quadratmetern gesegnet als manch Geschäft, für das 20-m?-Regeln gelten, bleiben sie geschlossen.

Die Kinder machen jetzt, sehr spät, aber doch, den Anfang. Die nächsten Schritte im Breitensport, das drang aus dem Sportministerium durch, sind die Erlaubnis von Körperkontakt (also Spielbetrieb im Freien) und womöglich das Öffnen von Tennishallen – sowie Schanigärten. Da müssten jedoch Virus und Fallzahlen mitspielen. Im Gegenzug ist die „Presse“-Information umso interessanter, dass die Verordnung für Kinder, ungeachtet der Pandemie-Entwicklung im ganzen Land, nicht nach zehn Tagen enden soll.

Gespannt blickt man auch nach Vorarlberg. Dort öffnen Wirte bis 19 Uhr und können Gruppen auf dem Sportplatz bis zu 20 Kinder umfassen. Dazu gibt es im Ländle die Möglichkeit von Indoor-Sport für bis zu zehn Personen. Die Fußballer von SCR Altach könnten gar vor Publikum spielen: 100 Personen sind, mit zugewiesenen Sitzplätzen, vorerst erlaubt.

Es wäre wunderbar, würde man gewonnene Rückschlüsse verwerten. Es gibt keine Erklärung dafür, warum Getestete – im Freien – nicht kicken dürfen. Gleiches gilt für den Hallensport, wo der Abstand quasi mittels Linien und Netz garantiert ist. Oder? Auch hier wären Tests der Generalschlüssel.

Und wenn es keine weiteren Öffnungen gibt in den nächsten Wochen? Dann gibt es keinen Breitensport und keine Amateurligen mehr. Weil Spieler aufhören, Kinder gehen, Klubs aufgeben. Dann hilft kein „Sport-Scheck“ mehr, der – ab September – Mitglieder bei der Stange halten soll. Für diese Erkenntnis braucht es keine weiteren Tests.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2021)

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