Kein Kinderspiel - Kinderpädagogen gesucht

Kein Kinderspiel
Kein Kinderspiel(c) AP (MATTHIAS RIETSCHEL)
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Der Ausbau an Kinderbetreuungsplätzen erhöht die Nachfrage an Pädagogen enorm. Kindergartenpädagogen werden derzeit dringend gesucht. Eigene Programme sollen Quereinsteiger locken.

Wer dieser Tage die Stellenanzeigen durchforstet, dem sticht ins Auge: Kindergartenpädagogen werden derzeit von öffentlichen wie privaten Kindergärten dringend gesucht. Sabine Cizek, Sprecherin der für die Kindergärten zuständigen MA 10 der Stadt Wien, bestätigt: „Aufgrund des massiven bundesweiten Ausbauprogramms an Kindergartenplätzen besteht auch ein erhöhter Bedarf an Kindergartenpädagogen in allen Bundesländern.“

„Hervorragend“: So beschreibt die Direktorin der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP 8), Susanne Siebert, die Jobaussichten für Kindergartenpädagogen. In ihrem Haus werden neben der Schule mit Matura und Berufsbefähigung auch ein zweijähriges Vollzeitkolleg sowie ein berufsbegleitendes halbjähriges Kolleg angeboten. In der berufsbegleitenden Form sind vor allem Personen vertreten, die bereits als Assistenten im Job tätig sind, nun aber aufsteigen wollen.

„Chance“ für Quereinsteiger

Aber auch Quereinsteiger gibt es immer wieder, erzählt Siebert. Kann man sich etwas aus anderen Ausbildungen, Studien anrechnen lassen? „Ja, etwa Entwicklungspsychologie aus einem Psychologie- oder Pädagogikstudium. Oder wenn man ein Instrument beherrscht. Wir schauen uns das im Einzelfall an.“

Voraussetzung, um als Kindergartenpädagoge zu arbeiten, ist in jedem Fall ein BAKIP-Abschluss, betonen die Trägerorganisationen Kinderfreunde, Kinder in Wien (Kiwi) sowie die MA10 unisono. Die Stadt Wien bildet an der BAKIP 21 ihre Pädagogen aus – und bietet dabei auch gezielt ein Ausbildungsmodell für Quereinsteiger, so Cizek. Dieses nennt sich „Change“ und dauert fünf Semester. Zielgruppe sind hier auch Wiedereinsteiger. Ab dem dritten Semester arbeitet man zwei Tage in der Woche als Pädagoge in Ausbildung – nach Abschluss besteht eine fünfjährige Vertragsverpflichtung mit der Stadt Wien. Das Modell „Pick-up“ wiederum wendet sich an Interessierte, die über keine Matura verfügen. In zwei Semestern erwerben sie die Studienberechtigungsprüfung, danach steigen sie ins Programm „Change“ ein. Beste Jobaussichten bei einem Einstiegsgehalt von 1900 Euro brutto monatlich, das ist die eine Seite. Doch Siebert spricht auch die Schattenseiten des Berufs an: Anders als Volksschullehrer haben Kindergartenpädagogen während der Schulferien nicht frei. Man kümmere sich um bis zu 25 Kinder und die dazugehörigen Eltern, die Gruppen seien sehr heterogen, sowohl was Alter, Entwicklungsstand als auch Sprachniveau angehe. Es sei „sicher sehr belastend“, wenn man sehe, dass man deswegen die Bedürfnisse der Kinder nicht immer ganz abdecken könne.

Was muss man sich als Quereinsteiger überlegen? „Man sollte eine hohe soziale Kompetenz haben, gut belastbar und vielfältig interessiert sein“, meint Siebert. Sie freut sich etwa darüber, dass in jüngster Zeit auch immer wieder Männer den Weg ins Kolleg finden – nachdem beim Zivildienst das Interesse an diesem Beruf geweckt worden ist.

Weiterbildung wird im Bereich Kindergartenpädagogik einerseits von den Trägern selbst, andererseits von den Pädagogischen Hochschulen angeboten. Bei Kiwi gibt es zu diesem Zweck die Kiwi-Akademie, sagt Claudia Huber, Regionalleiterin bei dieser Trägereinrichtung. Auch die Kinderfreunde haben eine eigene Ausbildungsakademie. Von beiden Trägern werden angehende Leiter intern ausgebildet, Fortbildungen gibt es zudem, wie auch im Rahmen des Weiterbildungsprogramms der MA 10, zu vielfältigen Sachthemen – von Sprachförderung über Konfliktmanagement bis zur Entwicklungsbegleitung.

Führungspositionen

Wer an einem Privatkindergarten beschäftigt ist, kann sich an einer Pädagogischen Hochschule fortbilden – etwa mit Einzelveranstaltungen (z. B. „Dialog Kindergarten – Schule“), Fortbildungsreihen (z. B. „Schwierige Kinder professionell begleiten“), aber auch mit dem einsemestrigen Lehrgang „Frühe sprachliche Förderung“. Fortbildung heißt in der Kindergartenpädagogik allerdings nicht mehr Geld – aufzusteigen, das bedeutet: Leiterin zu werden. Doch auch hier sieht es derzeit nicht schlecht aus: Bei den Kinderfreunden wurden heuer 30 Chefsessel besetzt, so Müller-Wenzel.
www.wien.gv.at, www.phwien.at
http://bakip8.schule.at
www.paedagogika.at,
www.wien.kinderfreunde.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2010)

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